Die Jagd nach veganen Schuhen - grueneralltag.de

DIE JAGD NACH VEGANEN SCHUHEN

„Du siehst überhaupt nicht aus wie ein veganer Weltretter!“ Diesen Spruch habe ich schon oft zu hören bekommen – und das ist auch gut so! Genauso oft wurde hinter meinem Rücken vermutlich über meine Ledertasche hergezogen. Und schon sind wir mitten im Thema. Ja, meine vor vier Jahren Second Hand gekaufte Ledertasche habe ich immer noch. Immer wieder habe ich mir überlegt ob ich damit „die falschen Signale“ sende. Bis jetzt habe ich aber keine bessere Tasche gefunden, die weder aus Leder noch aus Plastik besteht, die richtige Größe hat um sie auch mal als Rucksack aufzusetzen und um DIN A4 Blätter zu verstauen, die wasserfest, pflegeleicht und langlebig ist.

Eigentlich hat sich genau auf diese Weise meine Garderobe zum Minimalismusschatz entwickelt. Ich habe einfach nicht die Zeit und Lust ständig nach Ersatz bzw. etwas Neuem zu suchen, das eine echt gute Alternative für Umwelt und Gesundheit ist. Daher trage ich meine Klamotten so lange es geht. Ich finde es unwichtig, dass ich zeitweise oft dasselbe an habe. Ich kombiniere die Kleidungsstücke einfach unterschiedlich. Ganz ehrlich, falls es überhaupt jemandem auffällt, macht es mir nichts wenn er oder sie denkt, dass ich meine Lieblingsklamotten eben oft trage. So habe ich beispielsweise nur zwei Strickjacken und einen Pulli als Oberteile für den Winter. Das reicht mir völlig, da ich wechselnde T-Shirts und Longsleeves darunter trage. Wenn mir warm wird, kann ich die Strickjacken aufmachen oder ausziehen und bin so sehr flexibel. Auch einige Sommerklamotten lassen sich gut im bei kaltem Wetter anziehen.

Diese „Imagesache“ ist es, die mich zum Nachdenken bringt. Kleidung ist etwas sehr Persönliches und Definierendes. Schade, dass ihr Wert und ihre Wertschätzung dann so gering ist! Früher wurden Kleidungsstücke über Generationen weitervererbt. Wer kann sich das heutzutage noch vorstellen?

Heute kaufen die meisten Menschen vor allem „trendige“ Massenware. Wir wollen zwar individuell sein, aber nicht aus der Reihe tanzen. Doch sogar möglichst nachhaltig produzierte Kleidung und Second Hand Klamotten sind keine echte Alternativen. Ökologisch und ökonomisch macht es weitaus mehr Sinn, wenn wir zu Konsumverweigerern werden und wertschätzen was wir schon haben. Erst dann können wir uns wirklich wohl fühlen in unserer (zweiten) Haut.

Sauber, attraktiv und schützend sind die Begriffe, die ich mit Kleidung verbinde. Ich suche meine Klamotten sorgfältig aus: Nach Langlebigkeit, Mehrfachnutzen, Gesundheit und Herstellung. Das ideale Kleidungsstück, das ich mir anschaffen würde wenn ich etwas benötige, wäre Second Hand, aus natürlichem, bio fair trade Material und in guter Qualität. Es sollte zu mir passen und perfekt sitzen. Solch ein Kleidungsstück zu finden ist nahezu unmöglich, weshalb ich immer Kompromisse eingehen muss, die mir nicht behagen. Aus diesem Grund suche ich sehr ungern nach neuen Klamotten.

Die Jagd nach veganen Schuhen

Wie ich trotzdem zu ökologischen, veganen Schuhen kam

Das letzte, das ich mir anschaffen musste war besonders knifflig: Schuhe. Vegan sollten sie sein und möglichst ohne Plastik. Weder in Second Hand noch in anderen Läden vor Ort wurde ich fündig. Vielleicht sind meine Ansprüche einfach zu hoch? Vielleicht sollte ich doch auf gut Glück zu einer Kleidertauschparty gehen oder noch ein paar Flohmärkte abwarten? Es ist ja nicht so, dass ich barfuß gehen müsste… bis es eben irgendwann doch knapp wird, weil die Schuhe die ich trage schon fast auseinander fallen. Und so musste ich mir die Zeit nehmen Schuhe zu finden mit denen ich leben wollte. Dabei gibt es wirklich Wichtigeres!

Ich weiß nicht mehr genau wie lang ich, immer mal wieder, nach den perfekten Schuhen gesucht habe. Ich hatte es nicht eilig und habe jedes Jahr doch noch eine weitere Saison aus meinen alten Schuhen herausgeholt. Mit kaputten, unbequemen Schuhen will ich dann aber doch nicht rumlaufen. Schließlich möchte ich mich wohl fühlen und meinen nachhaltigen Lebensstil zeitgemäß vertreten. Zu meiner Überraschung tat ich etwas, das ich sonst nicht tue und bestellte, aus der Not heraus, online. Es handelte sich um in Italien fair hergestellte, vegane Schuhe aus öko Baumwolle. Natürlich musste ich einen Teil der Bestellung zurückschicken – nicht sehr nachhaltig – da Schuhe in Größe und Passform immer unterschiedlich ausfallen. Ich fand beim Telefonat jedoch heraus, dass es auch einen Laden des Herstellers Noah in Deutschland gibt, sollte ich in Zukunft mal in die Nähe kommen.

Einkaufen als Vergnügen oder gar als Hobby kann ich mir nicht mehr vorstellen und war auch früher nicht der Typ dazu. Ich freue mich zwar, endlich schöne, bequeme und gute Schuhe gefunden zu haben, bin aber erst recht erleichtert, das Thema vorerst abhaken zu können. Was für ein Aufwand, der verständlicherweise für viele zu langwierig erscheint! Da ich mir jedoch nur so selten Kleidungsstücke anschaffe, wende ich lieber mehr Zeit auf um mein Geld dorthin zu geben wo ich es haben möchte. Es könnte alles so leicht sein, gäbe es mehr – oder gar ausschließlich – gute Produkte!

Bis dahin lasse ich meinen gesunden Menschenverstand walten und versuche diejenigen zu unterstützen, die es meiner Meinung nach verdienen. Denn was nützt es so nachhaltig wie möglich zu leben oder an gemeinnützige Organisationen zu spenden, wenn ich mein Geld ansonsten für Dinge ausgebe, die genau das Gegenteil auf der Welt bewirken? Mein Auswahlprozess ist für mich eine ganz praktische Form von Umweltschutz. Und zum Glück sind nicht alle Sachen so kompliziert wie vegane Schuhe!

Wie lange braucht ihr um euch ein neues Kleidungsstück anzuschaffen?