Flüchtlingsstrom nach Europa, was kann ich tun

FLÜCHTLINGSSTROM NACH EUROPA, WAS KANN ICH TUN?

Deutschland stellt sich seiner Verantwortung. Ich finde es toll in einem Land zu leben, das in der Flüchtlingsfrage eine Vorreiterrolle übernimmt, obwohl es viele Herausforderungen zu meistern gilt. Und selbst wenn die überwiegend geschlossene Unterstützung der deutschen Bevölkerung sowie das gute Sozialnetz und die politischen Entscheidungen dazu führen, dass mehr Menschen nach Deutschland drängen als in andere Länder, dann ist das eben so. Bis jetzt haben wir viel zu geben ohne dabei unseren Luxus auch nur schmälern zu müssen.

Wieder einmal werden allerdings die langfristigen Faktoren zur Verbesserung der globalen Situation übergangen. Denn viele unserer alltäglichen Entscheidungen haben katastrophale globale Auswirkungen. Vom Leben in unserer Überflussgesellschaft bis hin zu Menschenrechtsverletzungen und Ressourcenraub bei der Produktion unserer Güter im Ausland, wir alle tragen eine Mitverantwortung an der Situation.

Gut ist, dass wir jetzt schon vieles besser machen können, noch bevor sich wirtschaftlich und politisch etwas bewegt:

Luxus erkennen und teilen

Das Engagement, die Sach- und Geldspenden aus der Bevölkerung machen es deutlich: Wir haben mehr als genug und sind bereit unseren Luxus mit anderen zu teilen. Das Bewusstwerden unseres Luxus, das Erheben unserer Stimme und die Bereitschaft zu handeln, sind wichtige Schritte zur Soforthilfe und zur Lösung der momentanen Situation. Dabei gilt auch, dass wirklich jeder von uns etwas beitragen kann. Denn ein voller Kühlschrank, der Zugang zu sauberem Trinkwasser, ein Dach über dem Kopf und ausreichend Kleidung sind auf dieser Welt noch lange keine Selbstverständlichkeiten, werden bei uns aber nur noch selten überhaupt bewusst zur Kenntnis genommen.

Du denkst, du könntest keine Flüchtlinge bei dir aufnehmen?
Wenn ein Flüchtling im Winter vor deiner Haustüre säße, würdest du ihn hereinbitten oder vor deiner Türe erfrieren lassen, während du in deinem beheizten Wohnzimmer sitzt?
Dieses Beispiel zeigt: Wir können nicht nur helfen, wir würden es auch.

Die Kluft zwischen Luxus und Armut, zwischen Unterdrücker und Unterdrückten, muss erst überbrückt und dann überwunden werden. Wobei im Gegensatz zu den Wirtschaftsflüchtlingen die meisten Kriegsflüchtlinge vorher ein ganz normales Leben geführt haben wie du und ich – es kann in Wirklichkeit jeden treffen.

Akzeptanz statt Toleranz

Jeder von uns der versucht hat sich in die Situation eines Flüchtlings zu versetzen, hat sicher schnell festgestellt, dass auch er selbst seine Heimat nicht ohne guten Grund zurücklassen würde. Und obwohl wir Deutschen den Flüchtlingen viel Toleranz entgegen bringen, fehlt die Akzeptanz die Menschen wirklich in unserer Gesellschaft ankommen zu lassen, ohne sie und ihre Kultur komplett ändern zu wollen.

Was würdet ihr von eurer Kultur, Religion und Lebensart aufgeben, wenn ihr gezwungen wärt in ein anderes Land zu fliehen? Wie lange würde es wohl dauern Sprache und kulturelle Gegebenheiten zu erlernen und euch zurechtzufinden? Wir brauchen weder politisch versiert noch große Genies sein, um die ganz einfachen menschlichen Fragen zu stellen und zu beantworten.

Täglich bessere Entscheidungen treffen

Es nützt wenig, dass wir Flüchtlingen bei uns vor Ort helfen, aber mit unseren täglichen Alltagsentscheidungen weiterhin Konflikte auf der Welt verursachen und vorantreiben.
Hinter Begriffen wie beispielsweise “fair trade“, “bio“, “vegan“ und “regional“ befinden sich nicht nur dringend notwendige Ansatzpunkte und Richtlinien sondern Schicksale. Wir müssen endlich davon wegkommen Produkte zu konsumieren, die mit Menschenrechtsverletzungen, Tierquälerei und Umweltausbeutung hergestellt wurden. Das heißt genauso acht auf wertige Produkte zu geben wie durchaus auch auf das ein oder andere, nicht lebensnotwendige, bewusst zu verzichten. Denn auf unserer Welt ist (noch) genug für alle da, wäre es nicht so ungleich verteilt.

Umdenken

Gerade beim Decken unserer täglichen Bedürfnisse ist Umdenken angesagt, denn wir entscheiden jeden Tag aufs Neue ob wir unsere, oft unwichtigen Bedürfnisse über das Wohl anderer stellen. Wir müssen wieder lernen was wir wirklich zum Leben brauchen und Produkte fordern, die nicht nur weniger schlecht sind, sondern tatsächlich gut.

Jeder von uns benötigt Ressourcen zum (über)leben und das ist auch OK, solange wir nur so viel nehmen wie unsere Erde inklusive allem Leben verträgt. Auf diese Weise können wir nicht nur die zahlreichen akuten Missstände beenden, sondern auch zukünftigen Generationen eine Überlebenschance geben.

Im Gegensatz zu Schuldzuweisungen und Diskussionen führen echtes Umdenken und Tatkraft zu sofortigen und langfristigen Lösungen. Wir dürfen nur nicht ängstlich vor dem riesigen Berg an Problemen stehen bleiben, sondern müssen Stück für Stück nach vorne gehen und die jeweils beste Entscheidung treffen, die uns heute schon möglich ist.