GEDANKENGEFÄNGNIS

Unsere Welt ist voller kultureller Werte, unausgesprochenen Erwartungen und sozialen Zwängen.Oft nehmen wir sie nicht mehr bewusst wahr, denn wir haben gelernt mit ihnen zu leben. Kinder werden schon im jungen Alter auf das Arbeits- und Konsumleben getrimmt. Eigenschaften wie Spieltrieb, Freude am Moment, Zeitlosigkeit, Bewegungsdrang und Begeisterung  müssen Stillsitzen, Anweisungen befolgen und Lernen Platz machen. Wie Zombies laufen wir später Mode-, Kosmetik-, Ernährungs-, Wirtschafts- und Freizeittrends nach, ohne den Sinn dahinter in Frage zu stellen. “Jeder kann shoppen: Parfum, Kosmetik, Essen” steht da auf dem Werbeschild am Bahnhofseingang. Will und brauche ich das überhaupt? Wer hat das Recht all die Werte und Normen aufzustellen? Ist es beispielsweise wichtiger computertechnisch versiert zu sein als in der freien Natur überleben zu können? Was lernen wir in der Schule und im Beruf? Wer bestimmt mit welcher Werbung, politischen Brennpunkten, Ernährungsempfehlungen und Freizeitangeboten wir täglich überschwemmt werden dürfen? Warum stehen Wirtschaftsprobleme über Umweltproblemen, obwohl wir Geld nicht essen können? Und was bedeutet es „normal“ oder „im Durchschnitt“ zu sein?

Sicher braucht die Gesellschaft gewisse Strukturen um zu funktionieren. Mit etwas Abstand betrachtet birgt jedoch gerade unsere Menschlichkeit und unser Individualismus unschätzbaren Wert. Menschen die gegen den Strom denken werden leider viel zu schnell in geistige Schubladen gesteckt. Dabei entfernt sich unser Alltag mehr und mehr von den lebenswichtigen Grundlagen. Oft bekommen wir nicht genug Schlaf, gesundes Essen, Freiraum oder Bewegung. So wird das geistige Gefängnis auch schnell zum körperlichen.

Unsere Gesellschaft ist richtungslos und viele Menschen stecken in einer Identitätskrise. Kein Wunder, dass wir uns nutzlos vorkommen bei Jobs die keiner braucht, Produkten die niemand will, Bildung die nicht weiterhilft und Umweltzerstörung zu der wir ungewollt beitagen.

Dabei haben wir alle Macht auszubrechen. Wir können selbst denken, Dinge hinterfragen und Antworten fordern und weniger nach angeblichen Standards leben. Beim Geldausgeben geben wir auch gleichzeitig unsere Stimme ab und wählen für oder gegen das Produkt, Industriepraktiken und Herstellungsmethoden. Der Verbraucher bestimmt letztendlich den Markt denn jedes einzelne verkaufte Produkt führt zur Produktion eines neuen. Wir können die Menschlichkeit untereinander zurückholen indem wir zuhören statt zu urteilen, voneinander lernen statt ständig zu vergleichen, teilen statt neidisch zu sein und einander respektieren gerade wenn wir unterschiedliche Meinungen, kulturelle Hintergründe oder Religionen haben.Wir sind doch in erster Linie keine Konsumenten oder Arbeitsroboter sondern Menschen. Am Ende ist wichtig was wir in unserem Leben bewirken und nicht wie viele Stunden wir arbeiten, wie viele Dinge wir besitzen oder wie hoch die Zahl auf unserem Konto ist.

tempel in china town san francisco

Wir lernten, dass sich auch viele anders oder nicht Gläubige vor diesem Tempel in San Francisco’s Chinatown verbeugen um den gläubigen Menschen und der Religion an sich Respekt zu erweisen. Dieser Gedanke ist bemerkenswert und ließe sich zum Beispiel durchaus beim gemeinsamen Feiern von Weihnachten aufgreifen.