Ist die vegane Ernährung natürlich_Nudeln mit gebratener Zitrone, Mandelmus, Senf und Salat

IST DIE VEGANE ERNÄHRUNG NATÜRLICH?

Was bedeutet es „normal“ zu essen? Je nach Kultur, Alter, Geschmack und Verträglichkeit fällt diese Antwort sehr unterschiedlich aus. In der westlichen Luxuswelt unterliegt unsere Ernährung sogar Trends wie zum Beispiel dem Hype um Smoothies oder Superfoods.

Fragen sind oft nicht so eindeutig zu beantworten: Jagen andere Tiere? Erlegen sie ihre Beute mit Zähnen und Klauen oder mit Werkzeugen? Ist es natürlich für einen Hasen Fleisch zu essen nur weil ein Löwe es tut? Trinken Tiere die Muttermilch einer anderen Spezies? Rauben sie Eier? Kochen sie diese? Woher bekommt der Elefant sein Eiweiß? Können wir uns mit anderen Tieren vergleichen? Haben Menschen früher Fleisch gegessen und in Höhlen gelebt? Leben sie heute noch in Höhlen? Wenn Menschen sowohl tierische als auch pflanzliche Kost vertragen, sollten sie dann beides essen oder sich für das ethisch und ökologisch bessere entscheiden wenn sie wählen können?

Ernährung ist nicht nur eine persönliche Wahl

Ernährung ist sehr individuell und hat doch eine so große globale Auswirkung! Viele Argumente, die gegen den Veganismus verwendet werden, haben mit einer pflanzlichen Ernährung an sich nichts zu tun. Stark verarbeitete Lebensmittel, lange Transportwege, Pestizideinsatz, Menschenausbeutung und Verpackungsmüll gibt es sowohl bei veganen, als auch bei nicht veganen Lebensmitteln. Es kommt sehr darauf an was wir kaufen. Dabei schaffen wir es oft nicht einmal das zu essen, was für uns selbst gesund ist.

Wir alle sehen nur unsere eigene Wahrheit. Wir fokussieren uns auf die Dinge, die uns persönlich wichtig sind und die unser Weltbild bestätigen. Während der eine bei Kuhmilch die Glaspfandflaschen und Lokalität preist, sieht der andere die Unnatürlichkeit Muttermilch einer anderen Spezies zu konsumieren. Beide haben recht. Ich trinke daher weder Kuh- noch Sojamilch.  Selbstgemachte Nuss- oder Hafermilch ist eine gute Alternative – lokal, pflanzlich, ohne Zusatzstoffe und Verpackungsmüll. Meist geht es, das Beste aus vielen Welten zu kombinieren, wenn wir uns gedanklich nicht in einer Richtung festfahren.

Vergleiche hinken fast immer, Statistiken auch. Klar, können wir aus angeblichen Durchschnittswerten einige Schlüsse ziehen, nur sagen sie eben nichts über unsere eigene Ernährungsweise aus. Wenn jemand Eier von seinen eigenen Hinterhofhühnern isst, macht es keinen Sinn zu behaupten, dass sein globaler Ernährungs-Fußabdruck pauschal höher sei als der eines Veganers, der jeden Tag Tofu aus südamerikanischem Soja konsumiert. Beides sind jedoch Extreme, die auf kaum jemanden zutreffen.

Weder muss ich als Veganer überhaupt Tofu essen – ich kann mich sogar zu 100 Prozent regional und vegan ernähren – noch ist eine Ernährung als Omnivore zwangsläufig immer ungesund oder umweltschädlich. Das Leid und Töten von Tieren jedoch ist etwas, das nur durch eine vegane Lebensweise verhindert werden kann.

Veganer können oft besser vergleichen, weil sie beide Erfahrungen gemacht haben, während ein Omnivore, der nie vegan gelebt hat, nicht beurteilen kann wie lecker, friedlich und gesund eine abwechslungsreiche vegane Ernährungsweise sein kann. Wer sich wirklich mit seiner Ernährung auseinandersetzen will, muss Vorurteile und Ausreden hinter sich lassen und eine bewusste Entscheidung treffen. „Das könnte ich nicht“ ist keine sinnvolle Aussage, sondern ein vorschnelles Urteil, um sich nicht ernsthaft mit dem Thema auseinanderzusetzen.

Beide Seiten verwenden zudem oft vereinfachte Argumente, die ihren Punkt unterstreichen anstatt differenziert zu überlegen. Nur sehr selten hatte ich wirklich interessante Gespräche über Ernährung, mit Veganern wie auch mit Nichtveganern. Meistens hat sich so viel Halbwissen und Ärger – woher der auch immer kommen mag – angestaut, dass wir einfach viel zu voreingenommen sind um uns die Situation unseres Gegenübers überhaupt richtig anzuhören.

Ich versuche andere nicht zu „missionieren“. Aber nicht nur Veganer sondern auch Fleischesser versuchen andere von ihrer Ernährungsweise zu überzeugen. Es ist eben nicht jedem komplett selbst zu überlassen was er isst! Es geht andere immer genau dann etwas an, wenn sie unter den negativen Auswirkungen, die der Welt damit zufügefügt werden, leiden müssen. Vegan zu essen ist die weniger egoistische Wahl aber auch hier kommt es darauf an genau hinzusehen. Denn wer ist so selbstlos, dass er auf alles Schädliche und weit Transportierte verzichtet, geschweige denn überhaupt von allen Problemen weiß? Neben dem Essen trifft dieser Punkt übrigens auf alles zu, was wir tagtäglich tun, von Autofahren bis zur Wahl unserer Zahnpasta.

Pures Weizeneiweis (Seitan) in Steakform, stark verarbeitete Soja- und Fleischprodukte, Nahrungsmittel vom anderen Ende der Welt, Genpflanzen, Pestizideinsatz, Muttermilch einer anderen Spezies, Antibiotikazusätze, andere für uns Tiere töten zu lassen, den Regenwald für billige Futtermittel und Palmölplantagen abzuholzen, Essen wegzuwerfen – all das hat nichts mit einer natürlichen Ernährung zu tun! Wir Menschen haben die Verbindung zu unseren Nahrungsmitteln verloren, weil wir sie weder selbst erzeugen, noch selbst sammeln/jagen und oft auch nicht selbst zubereiten.

ist die vegane Ernährung natürlich_grueneralltag.de_Frühstück, Mittag, Snack und Abendessen

Meine vegane Ernährung

Ich selbst esse gern rein pflanzlich weil ich mich dabei gesund und zufrieden fühle und weil ich es kann! Mir stehen nunmal das ganze Jahr über genug pflanzliche Lebensmittel zur Verfügung. Es schmeckt mir, überwiegend saisonal und regional zu essen, Gerichte mit einfachen Freestyle-Rezepten frisch zuzubereiten und zu wissen was in meinem Essen steckt. Natürlich esse ich aber auch manchmal außer Haus und weiß dort nicht genau was verarbeitet wurde oder ich sündige mit einem Fertigprodukt, meist weil ich unvorbereitet bin. Da ich meine Zubereitungszeit in der Küche mit 15-30 Minuten normalerweise jedoch sehr kurz halte, kommt das eher selten vor.
Ich habe zum Glück keine Allergien oder Intoleranzen und muss mich daher nicht einschränken. Viele Dinge probiere ich öfters, da sich der Geschmackssinn mit der Zeit wandelt oder erweitert. Bisher mag ich nur eins nicht: Topinambur – aber vielleicht ändert sich das irgendwann doch noch.
Besonders viel Spaß macht es mir so zu kochen, dass es allen schmeckt, ohne dass jemandem bei dem Gericht etwas fehlen würde. Viele Leute merken erstmal nicht so schnell, dass ich überhaupt vegan lebe. Eine Herausforderung, aber kein Problem ist es immer, Rezepte anzupassen wenn jemand etwas nicht mag oder verträgt.
Wer sich via Instagram und Facebook mit mir verbunden hat, kennt meine monatliche Serie „Mein veganer Tag im …“, bei der ich jeweils einen Tag im Monat festhalte was ich als Veganer esse: Von A wie Avocado-Schoko-Torte über S wie kalte Suppen oder warme Salate bis Z wie gebratene Zitrone.

Ob wir Menschen von Natur aus Fleisch-, Alles- oder Pflanzenesser sind ist völlig unwichtig. Ob manche Eingeborenenkulturen nur durch Jagen überleben können während andere schon seit Jahrhunderten rein pflanzlich leben, hat überhaupt nichts mit unserer eigenen Ernährung zu tun. Wichtig ist doch, dass wir hier und jetzt dreimal täglich die Wahl haben und sie bewusst treffen sollten!

Wie natürlich ist deine Ernährung?