WIE REGIONAL ESSEN WIR WIRKLICH?
Lokale, biologisch erzeugte Lebensmittel sind rar. Ich hatte zwar geahnt, dass mein Fastenvorhaben, mich rein von regionalen Lebensmittel zu ernähren, essenstechnisch einen Verzicht darstellen würde, aber nicht, dass es so schwer sein würde überhaupt etwas einzukaufen.
Es ärgert mich vor die Wahl zwischen regional und bio gestellt zu werden. Einige Pflanzen können bei uns ohne Spritzmittel anscheinend nicht rentabel genug angebaut werden. Ich frage mich nur, wie es einige wenige Erzeuger doch schaffen, lokale und biologische Lebensmittel zu einem vernünftigen Preis anzubauen. Dann gibt es eben keine riesige Vielfalt an Obst und Gemüse im Winter. Brauchen wir diese Auswahl überhaupt oder wäre es stattdessen besser wenige wirklich gute Lebensmittel zur Verfügung zu haben?
Immerhin, Obst und Gemüse stehen bei uns in der Region auch in Bioqualität ausreichend zur Verfügung und machen sowieso die Hälfte meines Essens aus. Regionale Walnüsse, Haselnüsse, Leinsamen, Sonnenblumenkerne konnte ich auch finden. Proteine bekomme ich überwiegend aus verschiedenen Getreidesorten in Form von Brot, Haferflocken, Bulgur etc. Für Salat habe ich regionales Haselnussöl entdeckt und zum Kochen verwende ich zur Zeit Rapsöl.
Mein veganer Tag im Februar – regional und bio
Frühstück: Haferflocken mit Haselnüssen, Apfel und Leinsamen, aufgegossen mit heißem Wasser
Mittagessen: In Rapsöl angebratener Grünkohl mit Zwiebeln, Mairübchen, Bulgur und selbst geknackten, fränkischen Walnüssen
Snack: Haslnüsse und Apfel
Abendessen: Ein Kressebrot mit Rapsöl und etwas Salz; Ein Brot mit angebratenem Wurzelgemüse aus Petersilienwurzel, Karotte, Lauch, Sellerieknolle und selbst eingelegte Rote Bete
Besonders schade finde ich es, wenn Nahrungsmittel unnötig weite Transportwege hinter sich legen. Lebensmittel, die es zuhauf am eigenen Standort gibt wie beispielsweise Brot werden trotzdem – oft billiger und längst nicht so lecker – massenweise durch die Gegend geschickt. Wie viele LKW Ladungen könnten wir uns wohl täglich sparen, wenn wir aufhören würden Dinge, die es ohnehin überall gibt hin und her zu transportieren?
Immer exotischeres Essen lag nicht nur bei der diesjährigen BioFach „im Trend“. Inzwischen ist fast alles überall und jederzeit verfügbar, nur selten bleiben Lebensmittel etwas Besonderes. Auch lokale Spezialitäten werden oft länderübergreifend verschickt. Aus dem Urlaub können wir kaum noch etwas mitbringen, das wir daheim nicht ohnehin kaufen können. Wir wollen immer neue Geschmackserlebnisse aber langweilen uns auch deshalb, weil wir vergessen haben, wie unterschiedlich wir unsere lokalen Nahrungsmittel zubereiten können.
Ich finde es schockierend wie viel Mist wir essen und was uns täglich alles untergejubelt wird, oft unter dem Vorwand der Gesundheit. Wie wir uns dabei an der Nase herumführen lassen zeigt zum Beispiel der Hype um Superfoods. Sie werden uns als Zusatzmittelchen, schlimmstens noch in Pulverform angeboten, für die wir teuer bezahlen sollen um Minimalmengen an Vitaminen und Mineralstoffen aufzunehmen, die wir eigentlich durch einen ausgewogenen Speiseplan ohnehin bekommen. Wer Chia und Co nicht kennt ist out. Essen ist Lifestyle und Glaubenssache und nicht mehr Befriedigung unseres Grundbedürfnisses.
Auch als Veganer brauche ich weder Chiasamen noch Gojibeeren oder Cashewnüsse – zu meiner eigenen Überraschung noch nicht einmal Mandeln. Aufgrund der großen Verfügbarkeit internationaler Lebensmittel habe ich mich allerdings längst an einen solchen Luxus gewöhnt. Wie sehr zeigte sich gleich zu Beginn meiner Fastenzeit. Erst nach drei Tagen fiel mir auf, dass mein grüner Tee zum Frühstück natürlich auch nicht aus Deutschland kommt. Ab sofort trinke ich morgens fränkischen Pfefferminztee.
Es gibt sehr viele einfache Dinge, die es leider nicht (mehr) aus regionalen Zutaten gibt. So konnte ich zum Beispiel keinen pflanzlichen Brotaufstrich finden der komplett auf lokale Zutaten baut. Daher habe ich kurzerhand meinen eigenen Brotaufstrich hergestellt, indem ich eingeweichte Sonnenblumenkerne mit gekochten Karotten, Petersilienwurzeln, Mairübchen, Zwiebeln, etwas Rapsöl und Salz pürierte. So simpel und so lecker.
Ein paar Mal „musste“ ich außer Haus essen und habe dabei das internationale Essen bewusst wertgeschätzt und mit Genuss gegessen. Es sind vor allem die kleinen Dinge wie Ingwer, Olivenöl, Zitrone, Chilli, Sojasoße und Pfeffer, die mir in meiner Küche fehlen. Allerdings schmecken Gerichte aus frischen Zutaten auch wirklich lecker wenn sie nur mit ein wenig Salz gewürzt werden.
Die ersten zwei Wochen meiner Fastenzeit zeigten mir wie wenig regional wir wirklich essen und wie schwierig es ist überhaupt herauszufinden wo unsere Lebensmittel herkommen. Zum Beispiel sind Hülsenfrüchte leider fast gänzlich aus der deutschen Landwirtschaft verschwunden – nur deutsche Sojabohnen, die gibt es.
Habt ihr einen heißen Tipp für regionale Lebensmittel?
Guten Morgen Anne,
nen heißen Tipp hab ich nicht, aber genau diese Erkenntnis hat mich vor 4 Jahren, am Anfang unseres veganen Weges, dazu gebracht, meine Wasch- Putz und Körperpflegemittel selbst zu machen (ganz zu schweigen von den Chemikalien in Wasch- Putz- und Körperpflegemitteln, Plastikverpackungen usw), das Gemüse wieder selbst anzubauen, einzukochen und uns so gut es geht selbst zu versorgen. Es war mir schlicht zu anstrengend städig zu kontrollieren, welcher Konzern mit welchem verbandelt ist, welcher meinen ethischen Werten entspricht (schlicht keiner). Ständig Zutatenlisten (ganz dramatisch Palmöl) zu lesen und die Herkunft zu kontrollieren. Spanien boykottieren wir aufgrund des Stierkampfes und dem grausamen Abschlachten der Galgos am Ende der Jagdsaison, und seit Kurzem weiß ich, dass in Spanien Sklaven für das Obst und Gemüse schuften. Und das mitten in Europa. Jeder Konzern hat sich mit Blut besudelt und der Gründer von Alnatura ist der frühere Nestle-Chef.
Da ist Selbstversorgung wirklich entspannend und hält fit. Es erspart das Fittnesstudio und teure (Plastik)Sportklamotten.
Die Gojibeere z. B. kann ohne Probleme regional angebaut werden. Früher war sie bekannt unter dem Namen „Gemeiner Bocksdorn“. Der Busch wächst wie Unkraut und kann sicher auch im Topf kultiviert werden.
https://de.wikipedia.org/wiki/Gemeiner_Bocksdorn
Superfoods wachsen auch hier, bekannt als Wildkräuter (die letzen unmanipulierten Nahrungsmittel). Brennessel, Löwenzahn, Giersch, Vogelmiere, Holder usw. Das sind die Pflanzen, die ganz eifrige Hobbygärtner mit Glyphosat bekämpfen. Ganz drollig find ich ja, wenn Leute die Brennessel in ihrem Garten bekämpfen und sich den Brennesseltee aus der Apotheke holen.
Die Natur hat bestens für uns gesorgt, und es wächst hier, regional und saisonal, all das was wir brauchen um gesund und fit zu bleiben.
Ach ja, Linsen gibt es auch regional. Bei uns die „Schwäbische Albleisa“. Die werden ca 6 km von uns angebaut.
Hi Monika,
danke für deinen Einblick und deine Tipps. Dass Gojibeeren/Bocksdorn hier gut wachsen hab ich vor ein paar Tagen auch gelernt.
Deine „Brennesselgeschichte“ find ich besonders schön, weil sie so gut unsere heutige Zeit beschreibt.
Ganz herzlichen Dank für deinen Albleisa Hinweis. Leider gibt’s bei uns keinen Laden der sie im Sortiment hat aber vielleicht kann ich ja online bestellen. Wo kaufst du die Linsen denn oder baust du sie auch selbst an?
Ich finde es ganz toll dass du so viel über heimische Pflanzen weißt und sie selbst anbaust! Dieses Jahr versuchen wir mit unserem kleinen Hochbeet durchzustarten. Mal sehen wie es klappt. Ich finde es immer erschreckend wie abhängig wir alle von Anderen, besonders großen Konzernen, geworden sind.
Dass der Alnatura Gründer früher Chef bei Nestle war wusste ich nicht. Andererseits ist es doch toll, dass er eine Kehrtwende gemacht hat?!
Viele lieben Grüße,
~Anne
Bei uns gibts Albleisa beim Bäcker, beim Edeka, in der Ostermühle, bei den kleinen Händlern, einfach überall. Frag doch einfach mal in den Geschäften nach. Oder doch gleich online??? Hab da nen Link für Dich. https://sslsites.de/shop.albleisa.de/
Im Shop gibts auch ne interessante Alternative zum Kaffee, angebaut in Deutschland.
Angebaut hab ich die Albleisa auch schon, den Samen hatte ich von Dreschflegel. Sie sind gut gewachsen, sogar ohne stützendes Getreide. Aber das Aufpuhlen der Schoten war sehr, sehr mühsam, deswegen hab ich´s gelassen.
5 Euro für ein Pfund sind da am Aufwand gerechnet, echt günstig. 🙂
Habt Ihr einen eigenen Garten??? Für Euer Hochbeet drück ich Dir die Daumen. Was wollt Ihr denn anbauen???
Du wirst sehn, trotz der Arbeit macht es Spass, wenn man das Gemüse wachsen sieht, und es schmeckt so frisch, um ein Vielfaches besser als das gekaufte.
Für die optimale Versorgung mit Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelemente hab ich noch einen heissen Tipp für Dich. Weizengras ist ein kleines Wunder und versorgt Dich mit allem was Du brauchst. Und Du kannst es ganz problemlos zuhause am Fenster ziehen.
Dazu ein Link zu Peters Video (Die Umsteiger- weg vom Fleisch)
https://www.youtube.com/watch?v=9_lNWu051yE
Auch Gerstengrassaft ist ne super Sache.
Du meinst der Prof. Dr. Dr. Rehn habe die Wandlung vom Saulus zum Paulus durchlaufen??? Nach jahrelanger Tätigkeit für Nestle??? Vielleicht, allein fehlt mir der Glaube. 😉
Was mich an Alnatura echt stört, sind die ganzen Plastikverpackungen. das müsst echt nicht sein.
lg Monika
Hi Monika,
Danke für die Links und Tipps! Hab mal Eichelkaffee selbst gemacht.. najaaaa ;P Lupinenkaffe hört sich interessant an. Aber Kaffee trinke ich sowieso so gut wie nie.
Das find ich ja cool, dass es die einheimischen Linsen bei euch überall gibt! Eigentlich super wenn sie so in der Region wachsen und gegessen werden. Ich werd mir trotzdem welche bestellen 😉
Hab von Dreschflegel auch ein paar Samen gekauft. Leider haben wir keinen Garten. Wir haben ein kleines Hochbeet in einem Urban Gardening Projekt in der Stadt. Ich hab ne Menge vor mit unserem Beetchen von Kräutern über Salat, Tomaten, Habaneros, Kletterspinat, Erdbeeren und Bohnen. Letzten Herbst hatten wir schonmal einen kleinen Teil davon im Beet, hat gut geklappt. Nun bin ich gespannt wie es im Frühling/Sommer klappt. Ich werd mal berichten.
Weizengras kenn ich schon, hab aber keinen guten Entsafter dafür. Es enthält zwar viel Gutes aber ich denke auch, dass es nicht wirklich nötig ist bei einer ausgewogenen Ernährung.
Deine Skepsis kann ich zwar gut verstehen, bin aber eher ein Optimist wenn sich jemand ändert. Ich hab in den USA mal einen Fast Food Ketten Gründer getroffen der dann aufgehört hat weil er so viele Leute mit seinem Essen „vergiftete“. Er hat darauf hin ein kleines, feines Restaurant mit echtem Essen gegründet, keine Millionen mehr gemacht aber seinen Frieden gefunden. Ich finde es toll wenn Leute merken dass sie etwas falsch machen und es dann auch tatsächlich verändern… und sich selbst verändern. Wie das bei Alnatura ist weiß ich natürlich nicht. Ja, Plastikverpackungen sind echt doof. Allerdings kenn ich soweit keine Firma die ihre Hülsenfrüchte und Co nicht in Plastik hat. Immerhin die Alnatura Aufstriche sind im Glas 😉
Ganz liebe Grüße und einen schönen Abend!
~Anne
Hi Anne,
aus Löwenzahnwurzeln kann man auch einen Kaffeeersatz machen. Den hab ich noch nicht getestet. Wurzeln ausgraben ist so ne mühsame Sache. 🙂 Und es gibt ja noch den Getreidekaffee. Auch bio und regional. Also muss es nicht unbedingt Kaffee vom anderen Ende der Welt sein.
Urban Gardening ist ne feine Sache.
Anne Du wirst sehn, auch aus einem kleinen Hochbeet kannst Du einiges anpflanzen. Und Du hast Dir ja schon ne ganze Menge vorgenommen. Auch horizontal kann man gärtnern, z.B. Gurke und Bohnen. Und selbst wenn man nur nen Balkon hat, kann man da schon ne Menge anpflanzen. Es gibt Einiges, das auch im Blumenkasten wächst.
Vielleicht möchtest Du mal ein paar Bilder von Deinem Hochbeet einstellen. Die Fortschritte festhalten.
Geld ist nicht alles. Und wirklich glücklich macht es nicht. Das hat dieser Mensch klar erkannt und gehandelt. Dazu gehört schon ne gehörige Portion Mut. Sich selber Fehler einzugestehen ist nicht unbedingt leicht.
Und Du hast recht Anne, Menschen können sich ändern.
Spürst Du es auch??? Diese Sehnsucht der Menschen nach realen Werten. Nach Veränderung. Dieses höher, schneller, weiter, mehr, mehr mehr überfordert die Menschen. Und Burn out ist die Folge davon. Immer mehr sind betroffen. Oft schon in jungen Jahren…….Weniger ist mehr.
Apropos Hülsenfrüchte in Plastik….Unsere Albleisa sind im Karton. 🙂
Auch Dir einen entspannten Abend liebe Anne.
lg Monika
Hi Monika,
die Albleisa ist bestellt, ich freu mich schon drauf. Endlich wieder Hülsenfrüchte auf meinem Fastenzeit Speiseplan!
Wenn du das Löwenzahn-Kaffee Experiment machen solltest sag Bescheid wie es gelaufen ist. Würd mich interessieren ob sich die Mühle lohnt.
Hast du Tipps für essbare Balkonpflanzen die nicht viel Sonne brauchen? Ich dachte an Minze und Ingwer. Was ginge sonst noch? Unser Balkon, naja wohl eher ein Austritt, ist mini und in einem schattigen Hinterhof. Vom urbanen gärtnern werd ich dieses Jahr berichten. Es gab letztes Jahr schon ein paar Bilder auf Instagram, Pinterest und Facebook.
Ich glaube vor allem dass Menschen es sehhhr schnell merken ob jemand authentisch ist und etwas wirklich aus Überzeugung tut oder nicht. Und gerade junge Leute ziehen immer öfter eine Grenze und fragen sich wie sie ihr Geld verdienen und wofür sie es ausgeben wollen. Ein extrem zieht eben immer auch eine Gegenbewegung nach sich. Jetzt braucht es nur noch die richtige Balance.
Liebe Grüße,
~Anne