KASTANIENSEIFE SELBER MACHEN

Upgedated 11.9.2019

Inhaltsstoffe, Transportweg, Verpackung und Umweltunverträglichkeit von gekauften Waschmitteln konnten mich bis heute nicht überzeugen. Daher mache ich seit 2015 mein Waschmittel aus Kastanien selbst. Das ist nicht nur ökologisch, sondern auch noch kostenlos.

In diesem Artikel zeige ich euch wie ihr Kastanienseife selber machen könnt.

einzelschritte um kastanienseife selbst zu machen: kastanien waschen, abtrocknen, zerkleinern, kochen, sieben, optionale zutaten beimengen, in flasche abfuellen

 

Kastanien sammeln für Kastanienseife

Kastanien sind im Oktober reif und fallen von den Bäumen. Es ist manchmal jedoch gar nicht so leicht Kastanien zu sammeln, denn sie scheinen sehr begehrt zu sein. Es gibt zwei ideale Wetterbedingungen zum Kastaniensammeln. Entweder sonnig und windig, so dass bei jedem Windstoß viele frische Kastanien von den Bäumen fallen. Oder regnerisch, da an Regentagen kaum jemand Kastanien sammeln geht.

Das Sammeln macht mir immer richtig Spaß und holt Kindheitserinnerungen hervor. Ich sammle 1,5 Stoffeinkaufstaschen voll Kastanien. Das reicht uns normalerweise für ein Jahr Kastanienseife.

 

Direkt verwenden

Wenn ihr die frischen Kastanien in Stücke schneidet, könnt ihr sie in einen Socken geben, zuknoten und zu eurer Wäsche in die Maschine geben. Ähnlich wie man auch Waschnüsse verwendet, nur dass sich bei unseren Rosskastanien die Seifenstoffe im inneren, gelb-weißen Kern der Kastanie befinden. Um die Saponine zu nutzen, muss die Kastanie also zerkleinert werden. 3 Kastanien genügen für eine Ladung Wäsche.

 

Kastanienpulver bzw. -granulat herstellen

Um Kastanien zu lagern müssen sie gut trocknen, denn sie fangen leicht an zu schimmeln. Da getrocknete Kastanien allerdings sehr hart werden, empfiehlt es sich, die frischen Kastanien gleich nach dem Sammeln zu zerkleinern.

 

Kastanien schälen

Ich viertle die Kastanien mit einem scharfen Messer und entferne die Schale. Wenn ihr nur dunkle Wäsche mit dem Kastanienwaschmittel waschen wollt, könnt ihr die Schale auch dran lassen. Sie färbt nämlich leicht rötlich, was aber nur bei hellen Stoffen mit der Zeit auffallen könnte.

Video Teil 1: frische Kastanien in Viertel schneiden und schälen

 

Kastanien zerkleinern

Die geschälten Kastanien werfe ich portionsweise in unseren Blender/Mixer um grobe Stücke zu erhalten. Ihr könnt sie auch mit dem Messer zerschneiden oder probieren mit dem Hammer zu zerkleinern. Beides hat bei mir eher leidlich funktioniert. Mit dem Messer dauert es lange und mit dem Hammer wurden die Kastanien eher zerquetscht.

 

Kastanien trocknen

Anschließend habe ich die zerkleinerten Kastanienstücke auf Geschirrtücher verteilt und in der Wohnung ca. eine Woche lufttrocknen lassen. Ich lege die Geschirrtücher mit den Kastanienstücken dafür gerne oben auf unsere Küchenschränke, denn dort stören sie nicht. Gut geht es auch, ein Tuch oder Zeitungspapier mit Kastanienstücken über der Heizung zu trocknen, besonders wenn ihr diese schon angeschaltet habt.

Wer es eilig hat, kann die Kastanienstücke auf Bleche verteilen und bei etwa 50 Grad und mehrfachem Wenden zwei Stunden im Ofen trocknen. Klemmt ein Küchenhandtuch in die Ofentür, damit der Wasserdampf entweicht. Danach die Bleche noch 1-2 Tage im Zimmer stehen lassen bis alles wirklich trocken ist.

Meine 1,5 Einkaufstaschen gesammelter Kastanien ergaben etwa 3 Backbleche mit Kastaniengranulat.

Video Teil 2: Kastanien zerkleinern und trocknen

 

Kastanienseife herstellen

Das fertige Kastaniengranulat könnt ihr nun aufheben und bei Bedarf zu Flüssigseife verarbeiten. Dazu 3 Esslöffel des Pulvers mit 300ml heißem Wasser aufgießen. Anschließend abgekühlen lassen, gerne auch über Nacht. So haben die Seifenstoffe aus den Kastanien genug Zeit sich zu lösen. Wer ungeduldig ist sollte zumindest warten, bis der Sud nur noch lauwarm ist. Gießt danach die Kastanienstücke durch ein Sieb ab und fertig ist euer Waschmittel. Die Kastanienseife ist Honigfarben und riecht leicht süßlich.

Wenn ihr ein Nussmilchnetz oder sehr feines Wäschenetz habt, könnt ihr das Kastaniengranulat auch da rein geben und mit heißem Wasser aufgießen. Nach dem Abkühlen das Netz aus dem Seifensud nehmen. Ähnlich wie beim Tee kochen. Trinken solltet ihr den Seifensud aber auf keinen Fall, denn die Saponine sind giftig! Leider gibt es auch hier Leute, die allergisch auf die Kastanienseife reagieren und für die das Wäsche waschen mit Kastanien nicht geeignet ist.

Die Kastanienreste könnt ihr kompostieren.

Die fertige Flüssigseife lässt sich etwa eine Woche lang im Kühlschrank aufheben. Neben dem Wäsche waschen könnt ihr auch ausprobieren sie als Spülmittel, Duschseife, Shampoo oder zum Putzen zu verwenden.

Video Teil 3: Waschmittel kochen und dosieren

 

Wäsche mit Kastenienseife waschen

Kastanien enthalten genauso viele waschaktive Substanzen, Saponine oder auch Seifenstoffe genannt, wie indische Waschnüsse und haben daher eine ähnliche Waschwirkung. Bei den Kastanien sitzen die Saponine im gelb-weißen Innern, bei den Waschnüssen in der Schale. Herkömmliche Waschmittel verwenden Tenside. Die Waschmaschine löst durch Wasser und Aneinanderreiben der Kleidungsstücke die Schmutzpartikel aus den Textilien. Damit diese nicht wieder an der Kleidung haften, halten die Tenside die Schmutzpartikel in der Schwebe. Saponine funktionieren ähnlich wie Tenside, schäumen allerdings nicht.

Für eine Ladung Wäsche nehme ich 1/3 der hergestellten Seife, also ca. 100 ml.

 

Zusätze

Optional kannst du, besonders wenn du hartes, kalkhaltiges Wasser oder stark verschmutzte Wäsche hast, zur fertigen Kastanienseife 1 EL Waschsoda hinzugeben, um die Wirkung noch zu verbessern. Nicht für Seide, Wolle und empfindliche Textilien geeignet.

Zudem verwende ich gelegentlich 1 EL 5% Apfelessig und 2 Tropfen Teebaumöl, das sowohl desinfizierend als auch pflegend wirkt, im Weichspülerfach, besonders wenn ich Handtücher wasche. Natürlich könnt ihr auch ein anderes ätherisches Öl wählen.

Bei unseren Stoffwindeln gebe ich bei jeder 3. Wäsche 1 EL Bleiche (reines Natriumpercarbonat) hinzu und verwende 1 EL Citronensäure in etwas Wasser gelöst im Weichspülerfach.

 


REZEPT: Kastanienwaschmittel

  • 3 EL Kastaniengranulat mit
  • 300 ml heißem Wasser aufgießen

Abkühlen lassen und durch ein Sieb, ein Nussmilchnetz oder einen Socken in ein Einmachglas abgießen. Kastanienreste kompostieren. 1/3 der Flüssigseife pro Waschgang verwenden, ca. 100ml

Optional:

  • 1 EL Waschsoda zur Kastanienseife hinzugeben und umrühren (nicht für Seide, Wolle, empfindliche Textilien), verstärkt die Waschkraft
  • Bei Bedarf 1 EL Apfelessig und 2 Tropfen ätherisches Öl ins Weichspülerfach geben, z.B. bei Handtüchern.
  • Bei Stoffwindeln 1 EL Sauerstoffbleiche zur Wäsche geben und 1 EL Citronensäure in Wasser gelöst ins Weichspülerfach geben

Tipps:

  • Für Stromsparer: Wer es nicht eilig hat kann sein Kastaniengranulat auch mit kaltem Wasser aufgießen und einen halben Tag oder über Nacht stehen lassen. Bei kaltem Wasser brauchen die Saponine einfach etwas mehr Zeit um sich zu lösen.
  • Wenn’s schnell gehen soll: Für Einzelportionen Waschmittel könnt ihr 1 EL Kastaniengranulat in ein Teeei oder Teesieb geben, mit heißem Wasser in einer Tasse aufgießen und den Sud nach etwas Abkühlen gleich verwenden – so leicht wie Tee kochen!

 

Ich finde es toll, eine kostenlose und für die Umwelt unbedenkliche Seife aus Zutaten herzustellen, die direkt vor unserer Haustüre liegen – keine Schadstoffe, kein Transport und ich weiß was drin ist!

 

Habt ihr dieses Jahr schon Kastanien gesammelt? Wie praktikabel wäre die Kastanienseife für euren Haushalt?

Diesen Beitrag teilen: