WIE BRINGE ICH ANDERE DAZU UMWELTFREUNDLICHER ZU LEBEN?

Meine erste, intuitive Antwort auf diese Frage lautete: „Überhaupt nicht!“, denn jeder kann nur für sich selbst entscheiden wie er oder sie leben möchte. Es ist allerdings noch längst nicht alles verloren: Du kannst deine Mitmenschen durchaus motivieren indem du ihnen mit gutem Beispiel voran gehst.

Besonders schwer ist das bei den Menschen, die uns am nächsten stehen. Ob Partner, Kinder, Eltern, Verwandte oder enge Freunde, sie kennen dich und deinen Lebensstil gut, weshalb eine Veränderung erstmal für Verwunderung und Erklärungsbedarf sorgt. Manchmal stößt du auch erstmal auf Ablehnung, besonders wenn deine Entscheidung ihr Leben mit beeinflusst.
Als ich mich entschied vegan zu leben haben Daniel und ich eine Abmachung getroffen: Er erklärte sich bereit mit mir daheim vegan zu essen solange es ihm schmeckt. Diese Abmachung fanden wir beide fair, denn sie unterstützte meine Entscheidung ohne ihm ein „Verbot“ aufzuerlegen. Es war eine Lösung bei der wir beide gewannen. Viele denken, dass bei einem Kompromiss jeder ein Stück weit verliert, dabei muss das nicht der Fall sein.

Haben wir einmal eine positive Veränderung an unserer eigenen Lebensweise vorgenommen, wollen wir gerade die Personen die uns nahe stehen davon überzeugen den selben Weg zu beschreiten, weil wir uns um sie sorgen. Genau das führt aber leider oft zu Diskussionen und Konflikten.

Wir müssen zunächst einmal akzeptieren, dass nicht jeder gleich schnell in seiner Entwicklung ist und nicht unbedingt zum gleichen Zeitpunkt eine Veränderung in seinem Leben braucht und willkommen heißt.

Daher ist es besonders wichtig, Dinge vorzuschlagen anstatt zu diktieren. Es hilft, zu erklären warum du eine Veränderung vornehmen willst, so dass der andere die Möglichkeit hat dich zu verstehen und zu unterstützen, selbst wenn er nicht sofort mitmachen möchte. Vielleicht findest du auch den Grund dafür heraus: Hat er einfach anderes im Kopf? Ist es ihm zu viel Aufwand? Sieht er keinen Nutzen für sich selbst?

Manchmal musst du auch erst zeigen, dass die Zweifel des anderen unbegründet sind, bevor er sich bereit erklärt die Sache selbst auszuprobieren. Daniel hat zum Beispiel schnell gemerkt, dass veganes Essen nicht nur lecker ist, sondern ihm auch gut tut und somit haben sich seine Bedenken mit der Zeit zerschlagen. Gleichzeitig haben wir gemeinsam mehr über den veganen Lebensstil gelernt. Es hat viel gebracht, das Thema von verschiedenen Seiten zu beleuchten und unterschiedliche Vorträge, Filme, Artikel und Meinungen zu hören und zu lesen. Irgendwann hat er die logische Konsequenz gezogen selbst vegan zu leben – von sich aus! Rein intuitiv habe ich ihn nie dazu gezwungen, da für mich von vornherein klar war, dass diese Herangehensweise nichts gebracht hätte. Ich hätte mich selbst genauso wenig von außen dazu drängen lassen – und wenn, wäre es sicher nicht von Dauer gewesen. Natürlich freute ich mich umso mehr über seine Entscheidung.

Wer sensibel ist und einfach selbst den Anfang macht, kann viel mehr erreichen als wer seine Energie mit dem Belehren anderer von oben herab verschwendet. Gerade positive Veränderungen sollten auch positiv rübergebracht werden! Ich finde es schade, dass die Nachhaltigkeitsbewegung oft so viel Negativität, erhobene Zeigefinger und Verbote mit sich bringt. Sie sollte viel öfter für etwas stehen als gegen etwas.

Mann redet mit einer Bronzestatue

 

Was kannst du tun um andere für mehr Nachhaltigkeit zu begeistern?

Bleibe authentisch
Richtige, ganzheitliche und selbst reflektierte Informationen und Ansichtsweisen sind der Schlüssel dafür, ernst genommen zu werden und andere zu motivieren. Lebe vor was du predigst und zeige dabei aus erster Hand, wie glücklich ein nachhaltiges Leben macht und dass es überhaupt nicht so schwer ist wie gedacht.

Sei informiert
Teile dein Wissen in kleine Happen auf und füttere sie dem anderen nur, wenn das Thema aufkommt und er interessiert ist, anstatt ihn mit einer Flut von Informationen zu überschütten mit denen er nichts anzufangen weiß. Ist der andere einmal für ein Thema sensibilisiert, werden ihm viele Dinge selbst auffallen und er wird aus Quellen Informationen aufnehmen, die er vorher einfach ausgeblendet hat.
Als Daniel und ich das Thema veganes Essen bei unseren Familien ansprachen, fanden sie es erstmal sehr befremdlich. Nach ein paar Wochen aber fingen sie an uns Artikel und Rezepte zu senden über die sie gestolpert sind und vegane Restaurants vorzuschlagen, die wir gemeinsam ausprobieren können. Ihre Wahrnehmung hat sich in dem Bereich einfach verschärft und aufgrund der Vertrautheit mit dem Thema wurden sie offener dafür auch selbst Dinge auszuprobieren.

Zeige deine Leidenschaft für echte Lösungen
Lasse ruhig erkennen, wenn du starke Emotionen für ein Thema hast, allerdings ohne ständig Vorwürfe zu erheben. Erkläre deinem Gegenüber was dir am Herzen liegt und wecke dabei seine Neugier. Anstatt aufzulisten was alles schlecht ist und falsch gemacht wird, zeige lieber echte Lösungen die der andere sofort umsetzen kann.

Vermeide Zwang und übe Geduld
Die Erkenntnis, dass ich bis vor einiger Zeit selbst unbekümmert und unwissend vor mich hin gelebt habe, nahm mir schnell wieder meine Überheblichkeit und den Druck andere belehren zu wollen. Lieber teile ich nun die Aha-Momente, die mich auf meinem Weg begleitet haben und warte ab, bis der andere etwas Ähnliches erlebt. Es ist zwar schwer sich manchmal zurückzuhalten aber es ist wichtiger anderen wirklich weiterzuhelfen wenn sie soweit sind, als sie mit zu viel gut gemeintem Enthusiasmus abzuschrecken.

Lerne von anderen
In meinem vorherigen Beitrag über die Rolle von Mann und Frau in unserem Wirtschaftssytem ist schon angeklungen wie viel wir voneinander lernen können, wenn wir nur unsere Augen und Ohren öffnen. Lerne die Meinung und Bedenken des anderen zu schätzen! Du wirst dabei nicht nur dein Gegenüber besser verstehen, sondern auch selbst neue Erkenntnisse erlangen. Ich freue mich inzwischen über verschiedene Herangehensweisen und sogar über Kritik, weil ich mich dadurch mehr weiterentwickle als wenn mir jemand das sagt, das ich ohnehin gern höre. Es ist auch gut, dass sich Daniel teilweise mit ganz anderen Bereichen der Nachhaltigkeit beschäftigt als ich. So können wir uns gegenseitig helfen und immer wieder auf den Boden der Tatsachen holen, wenn der andere Dinge zu kompliziert für unseren Alltag macht.

Oh Man(n), durch diesen Artikel ist mir selbst einiges klar geworden!
Welche Erfahrungen habt ihr gemacht als ihr eure Mitmenschen für mehr Nachhaltigkeit begeistern wolltet?