IST ZERO WASTE BALD ÜBERFLÜSSIG?

Müll sollte es eigentlich überhaupt nicht geben. Er ist eine unsinnige Erfindung von uns Menschen. Ich rätsele schon lange, wie er überhaupt entstehen konnte und wieso wir bei diesem System mitmachen? Wir bezahlen dafür, ungesunde, umweltschädliche Dinge und Verpackungen zu kaufen, nur um diese dann wiederum gegen Geld „entsorgen“ zu lassen. Doch wohin? Auf der Welt gibt es kein „weg“! Alles bleibt in der ein oder anderen Form erhalten. Viele Rohstoffe allerdings gehen im Prozess unwiederbringlich verloren.

Zero Waste betrachtet einen Ausschnitt eines nachhaltigen Lebensstils. Vielleicht ist eine Plastikverpackung für Tofu jedoch das kleinere Übel wenn man sie mit dem dadurch verhinderten Tierleid vergleicht? Die Ganzheitlichkeit ist mir einfach wichtiger als mir einen Teilaspekt der Nachhaltigkeit herauszupicken und mich strikt auf ihn zu fokussieren. Tofu ohne Verpackung zu kaufen oder einfach lokale Alternativen wie Alb Leisa Linsen zu wählen ist natürlich der Idealfall, der leider noch nicht jedem von uns zur Verfügung steht.

Zero Waste ist durchaus eine sinnvolle Maßnahme um sofort Verbesserungen im jetzigen System zu bewirken. Jedoch behandelt es nur die Symptome eines grundlegend falschen Systems. So wie es uns die Natur vormacht – natürlich sind auch wir Menschen Natur! – sollte jeder „Abfall“ eigentlich Nährstoff für etwas anderes sein. Dazu müssen wir nur unsere Umgebung betrachten: Pflanzen produzieren Blätter, Blüten, Früchte und Sauerstoff. Diese werden anschließend zu Nahrung für Menschen, Tiere und Mikroorganismen und verrotten letztendlich wiederum zu wertvoller, nährstoffreicher Erde die Nahrung für die Pflanzen bietet. Müll entsteht dabei keiner – Schadstoffe auch nicht! Wäre es nicht schön wenn auch wir Menschen ohne schlechtes Gewissen konsumieren könnten und dadurch die Welt besser machen würden?

mit Cradle to Cradle Rohstoffkreisläufe schliessen

Hier geht’s zur talentierten Fotografin Sabine Waldenmayer.

Ein positver Fußabdruck statt eines negativen

Werden Produkte so entwickelt, dass sie schadstfofffrei und in ihre Einzelmaterialien zerlegbar sind und dabei sozial, fair und mit erneuerbaren Energien hergestellt werden, können sie einen positiven Fußabdruck auf dieser Welt hinterlassen, anstatt eines negativen. Bei ihrer Entwicklung muss vorher schon an nachher gedacht werden! Der Nutzer kann den Gegenstand am Ende der Lebensdauer so entsorgen bzw. zurückgeben, dass der Wertstoffkreislauf geschlossen ist – kein Downcycling sondern ein echtes, unendliches Recycling von Materialien ohne Qualitätsverlust. Dabei können aus einem Material ganz unterschiedliche Dinge hergestellt werden, die dann erneut in den Kreislauf gelangen und wieder Nährstoff für etwas Neues bilden. Abfall gehört der Vergangenheit an!

Ein Baumwoll T-Shirt zum Beispiel kann so hergestellt werden, dass es nach seiner Nutzungsdauer rückstandslos und schadstofffrei verrottet. Somit bildet das Produkt letztendlich nährstoffreiche Erde für den Anbau neuer Baumwolle, anderer Pflanzen oder für Nahrungsmittel. Dieses Prinzip funktioniert für alle Produkte, die biologisch abbaubar sind. Beim T-Shirt bedeutet es unter anderem, dass auch das Nähgarn sowie die Farben frei von Gift sein müssen.

Bei technischen Produkten wie einem Stift oder gar einem Computer wird es richtig spannend, denn der Kreislauf der Natur kann auch hier nahezu eins zu eins übertragen werden. Materialien werden der Erde so schonend wie möglich entnommen und ein Produkt hergestellt. Nach seiner Nutzungsdauer wird es so entsorgt, dass der selbe oder ein anderer Hersteller die Materialien zurückbekommt, einfach trennen und daraus das selbe oder ein anderes Produkt herstellen kann. Eine unendliche, verlustfreie Nutzung der Rohstoffe bei gleich bleibender Qualität ist das Ziel und steht dem heutigen System des „Downcyclings“ entgegen.

Cradle to Cradle statt Zero Waste

Dieses Cradle to Cradle (C2C) Prinzip, zu Deutsch „von der Wiege bis zur Wiege“, ist für uns momentan zwar nur schwer vorstellbar, aber durchaus keine Utopie. Denn es gibt sie schon, die Produkte, die nach diesen Kriterien hergestellt werden: vom T-Shirt bis zum Bürostuhl, vom Teppich bis zur Holzwand, von Klopapier bis zu Shampoo, von Papier bis zu Stiften.

Bei der Zertifizierung nach Cradle to Cradle Kriterien werden die Produkte auf Herz und Nieren geprüft und auch deren Herstellungsweise und Auswirkungen auf Mensch und Umwelt genau unter die Lupe genommen. Je komplexer das Produkt, desto schwieriger ist das natürlich. Zudem gibt es Produkte, die eigentlich keiner Zertifizierung bedürfen, da sie per se C2C Kriterien entsprechen. Bis jedoch alles was wir herstellen dieser Denkweise entspringt, ist es noch ein langer Weg. Einer, den es sich zu gehen lohnt und für den ich mich beim gemeinnützigen Cradle to Cradle e.V. seit einem Jahr ehrenamtlich engagiere, weil ich das Thema besonders spannend finde.

Cradle to Cradle liegt mir am Herzen weil es mehr ist als noch ein Zertifizierungslogo oder nur eine andere Herangehensweise Produkte herzustellen. Es ist ein Ansatz umzudenken! Die Ganzheitlichkeit und der Gedanke, dass wir alle einen positiven Fußabdruck auf der Erde hinterlassen können – trotz oder sogar mithilfe unseres Konsums/Ressourcenverbrauchs – ist reizvoll und macht Mut. Wir reduzieren nicht nur unseren negativen Abdruck auf der Welt, sondern haben die Chance ihn in etwas Gutes und Nützliches zu verwandeln. Denn auch wir Menschen müssen und dürfen Rohstoffe auf dieser Erde zum Leben ver- und gebrauchen, nur darf dabei – genau wie es uns die Natur vormacht – kein Schaden entstehen.

Obwohl Zero Waste also noch eine ganze Weile seine Berechtigung behalten wird – und für den Moment ein wertvoller Schritt ist – gilt es, darüber hinaus weiterzudenken und Möglichkeiten zu finden mit einem langfristigen Lösungspotential anstatt „nur“ eines Einsparungspotentials.

Wo fängst du an, einen positiven Fußabdruck auf der Welt zu hinterlassen?