ERFOLGREICH VEGAN
Vegan ist in und das ist auch gut so. Doch obwohl viele den veganen Lebensstil ausprobieren, bleiben nur wenige dabei. Warum?
Als ich mich vor drei Jahren entschied vegan zu leben, geschah das nicht als wohl überlegter Beschluss oder guter Vorsatz, sondern als Konsequenz meines restlichen Lebensstils, der so ganzheitlich wie möglich auf Nachhaltigkeit bedacht ist. Veganismus war ein weiterer Schritt in die richtige Richtung und hat sich für mich als schöne, leckere und lehrreiche Lebensweise herausgestellt. Wenn mich jemand nach den Vorteilen meines veganen Lebens fragt, fasse ich sie gerne so zusammen: „Ich habe mehr inneren Frieden gefunden und fühle mich kerngesund.“
Die Gründe vegan zu leben sind ebenso vielfältig wie sinnvoll und reichen von Tierliebe über Umweltschutz bis hin zur eigenen Gesundheit. Global gesehen leben viele Menschen aber auch aus kulturellen und religiösen Gründen vegetarisch bzw. vegan oder einfach aus Ressourcen- und Geldmangel. Natürlich vergleichen wir uns selbst immer nur mit den Menschen in unserer näheren Umgebung und momentan gilt das tägliche Essen von Tierprodukten in Deutschland eben als normal, weshalb die vegane Lebensweise folglich als “unnormal“ gilt, obwohl sie in den letzten Jahren mehr Akzeptanz erfährt.
Selten wird über ein Thema jedoch so emotional diskutiert wie über die vegane Ernährung. Das liegt zum einen wohl daran, dass Essen ein Thema ist, das wirklich jeden etwas angeht, zum anderen haben wir alle ein starkes Empfinden von richtig und falsch. So mancher denkt auch, ihm würde ein Teil seiner persönlichen Lebensweise weggenommen werden, wenn er auf tierische Produkte verzichten soll.
Manchmal habe ich es satt, mich als Veganer zu “outen“. Sobald ich das Wort ausgesprochen habe, muss ich mich meist rechtfertigen, werde in die Aktivisten- oder Hippieschublade eingeordnet, bin entweder zu radikal oder nicht vegan genug, weil ich meine sieben Jahre alten Lederschuhe weiter trage, bis sie abgelaufen sind. Wenn ich jedes Mal einen Cent bekommen würde für die Aussage „Du siehst ja gar nicht aus wie ein Veganer!“, hätte ich inzwischen einiges zusammen. Wie sieht ein Veganer denn aus?
Ich kann also gut verstehen, dass sich viele Menschen vom Veganismus wieder abwenden, weil er zu schwierig scheint. Es liegt wohl nur selten wirklich am Geschmack des Essens, sondern viel mehr an der Gewohnheit, der Verfügbarkeit des Angebots, Unwissenheit und der mangelnden Toleranz und Unterstützung aus dem Umfeld.
In unserer heutigen Gesellschaft, wo Diäten und Trends kommen und gehen, tut es mir persönlich allerdings gut, einer Lebensweise zu folgen, die meinen eigenen, beständigen Werten entspricht und bei der ich mich wohl fühle. Dabei rücke ich gerne das Bild vom “Klischeeveganer“ ins richtige Licht, denn die Veganer, die ich so getroffen habe, waren bis auf Ausnahmen sehr freundliche, friedliebende und tolerante Menschen, die mit beiden Beinen im Leben und in der Gesellschaft stehen.
Ich teile gerne mein Wissen, das ich mir durch intensive Beschäftigung mit den Themen gesunde Ernährung, Umweltprobleme und Tierrechte angeeignet habe, wenn es jemanden interessiert und wir ein nettes, intelligentes Gespräch darüber führen können. Aber ich unterhalte mich auch gerne über andere Themen. Denn oft wird vergessen, dass Veganismus kein Endziel ist, sondern ein Anfangspunkt.
Welches Erfolgsrezept habt ihr als Veganer bzw. warum habt ihr die vegane Lebensweise wieder aufgegeben?
PS: Konkrete Tipps zum Umsetzen und Ausprobieren findest du im Artikel Vegane Starttipps.
Am Anfang habe ich gekämpft, dann habe ich ignoriert und heute tue ich es einfach. Auf diesem Weg sind Menschen aus meinem Umfeld verschwunden, neue hinzu gekommen und ich bin informierter, kann endlich kochen:-) und habe Spaß am Essen. Ich entdecke jeden Tag was Neues und möchte es nicht mehr missen. Alle Erfahrungen haben sich interessanterweise auf fast alle Lebensbereiche ausgewirkt. Daher kann vegan Leben ein kleiner Anfang sein und große Auswirkungen haben!
Nick,
Vielen Dank für deinen schönen und ermutigenden Kommentar! Ich muss sagen seit ich vegan lebe bin ich auch ein kleiner Gourmet geworden, weil leckeres und gesundes Essen für mich einfach einen höheren Stellenwert bekommen hat 😉
Viele Grüße! ~Anne
Hallo Anne,
leider hat man es als Veganer gar nicht leicht, wenn man gleichzeitig auch ganzheitlich auf Nachhaltigkeit achten möchte. Bei der Müllvermeidung hört der Spaß meist auf. Vegane Lebensmittel sind oft bis zur Unkenntlichkeit in Plastik eingeschweißt. Der Tierschutz ist nicht zu Ende gedacht, wenn man bei der Verpackung aufhört. Denn all die verschwendeten Ressourcen, die Folgen der Erdölförderung und der Müll in unseren Meeren schaden den Tieren genauso.
Leider muss man sich meist (noch) für eine Seite entscheiden: Müllvermeidung oder Veganes Essen.
Aber mal eine andere Frage. Ich höre immer wieder vom Vitamin B12 Mangel, den man als Veganer nur mit Nahrungsergänzungsprodukten decken könne. Wie gehst du damit um?
lg
Olga von ZeroWasteLifestyle.de
Hallo liebe Olga,
Ich finde nicht, dass man sich als Veganer/in für Verpackungsmüll entscheiden muss. Das trifft nur auf vegane Fertigprodukte zu, genauso wie auf nichtvegane. Wie du weißt, leben wir schon seit 4 Jahren Zero Waste. Dabei sind wir seit 3 Jahren vegan. Mir ist gerade die Ganzheitlichkeit sehr wichtig und ich finde beides zusammen (gemeinsam mit anderen Dingen) ist eine tolle Kombination!
Dass sehr viele Nichtveganer genauso unter B12 Mangel leiden ist leider wenigen Leuten bekannt. An sich braucht der menschliche Körper in seinem ganzen Leben nur etwa so viel B12 wie eine viertel Aspirintablette. Leider nimmt unser Körper das B12 jedoch relativ schwer auf, weshalb größere Mengen zugeführt werden müssen. Ich verwende daher sicherheitshalber B12 Tabletten, weil ich keine mit B12 angereicherten Lebensmittel esse und keinen Mangel erleiden möchte.
Die B12 bildenden Bakterien leben in der Erde und befinden sich somit auch auf echtem(!) Gemüse wie Karotten und Co, die nicht allzu übermäßig abgewaschen werden und die in der Erde wachsen durften. Auf diesem Weg nehmen normalerweise nämlich auch die Tiere ihr B12 auf (sie essen zB. Gras direkt von der Erde). Masttieren wird B12 jedoch im Futter oder über Spritzen zugeführt. Tierische „Produkte“ sind daher eigentlich keine B12 Quelle an sich, zumal bei der schweren Verdaulichkeit das B12 auch noch schwerer vom menschlichen Körper aufgenommen werden kann.
Leider sind meine B12 Tabletten in einem (recycelbaren) Plastikspender und ich kann sie nicht lose in der Apotheke bekommen. Der Spender ist aber sehr klein und hält sehr lange und ist somit die beste Lösung, die ich bisher finden konnte. Die Alternative wäre noch, ein- oder zweimal im Monat einen Löffel Walderde zu naschen 😉
B12 ist auch das einzige Nahrungsergänzungsmittel, das ich nehme und bei einer veganen Ernährung (wie auch bei einer nichtveganen Ernährung) heutzutage für sinnvoll halte.
Liebe Grüße! ~Anne
Hier meine Antwort auf das Warum?
Ist aber individuell verschiedenen:
Ich finde es manchmal sehr krass wie so Diskussionen zwischen Veganern und Nichtveganern geführt werden. Es ist mir beides oft zu ideologisch und dogmatisch. Die eine wie die andere Richtung. Wobei bei Nichtveganern, meine ich prinzipielle Fleischesser.
Mir hat die vegane Ernährung nicht gepasst, weil sie für mich zu zwanghaft war und weil ich z.B. auch keine Extrawürste bei Familienbesuchen möchte. Das war mir wichtiger, als die vegane Ernährung.
Mir ist es wichtiger geworden zu gucken, was kann ich umsetzen statt 100 Prozent erreichen zu wollen (und dann zu scheitern). Aber das ist ja auch die eigene und persönliche Motivation von jedem. Ich nehme sehr wenig Milchprodukte zu mir, trinke nur ab und an mal im Café einen Milchcafé (und alle alternativen Milchvarianten mag ich leider nicht) und esse momentan in der Schwangerschaft Fleisch, wenn ich das Bedürfnis danach habe. Ich glaube, daran, dass einem der Körper auch mitteilt, was er braucht. Normalerweise habe ich überhaupt kein Verlangen nach Fleisch, und jetzt in zwei Wochen zweimal (das ist richtig viel für mich). Genauso befriedige ich das Bedürfnis nach viel Obst und Gemüse.
Für mich passte vegan einfach nicht, weil es mit diesem persönlichen Hungergefühl des Körpers nicht zusammen passte. Wenn das für dich so stimmig ist, ist das super! Das freut mich.
Ich glaube, dass sich schon sehr viel bei der Massentierhaltung (bzw. der Abschaffung) täte, wenn dieser Überkonsum an Milch und Fleisch reduziert werden würde. Einmal Fleisch die Woche, ein bewusster Milchkaffee am Wochenende zum Sonntagskuchen.
Liebe Grüße
Nanne
Hi Nanne,
Danke für deine Antwort und herzlichen Glückwunsch zur Schwangerschaft!
Ich stimme dir völlig zu: Was für den einen gut funktioniert muss nicht auch zwangsläufig für jemand anderen gut sein. Jeder Körper reagiert unterschiedlich und jede Lebenssituation ist verschieden. Du scheinst außerdem sehr ausgewogen zu essen und auf deinen Körper zu hören und das ist immer gut!
Ja, Überkonsum und Massentierhaltung sind wichtige Punkte, die zum Vegansein motivieren. Ansonsten hätten wir diese Gegenbewegung vielleicht gar nicht.
Liebe Grüße! ~Anne
Ich mache es einfach ohne viele Worte. Heißt ich gehe ganz normal mit Kollegen und Freunden essen und bestelle auf was ich Lust habe eben ohne Fleisch/Milchprodukte etc. .. irgendwann hat mich mein Umfeld von selbst darauf angesprochen und es auch einfach so hingenommen. Keine Diskussionen, kein Stress. Bin sehr dankbar dafür wie es gekommen ist. Ich glaube Taten sagen manchmal mehr als Worte 🙂
Elisa,
Ja cool, so hast du erstmal allen gezeigt, dass es kein Problem sich pflanzlich zu ernähren. Ein guter Ansatz! Wie war es wenn du bei jemandem eingeladen warst? Hast du dann vorher schon bescheid gegeben?
Liebe Grüße! ~Anne