GEBURTSTAG OHNE GESCHENKE
So sah er aus, der Geburtstag (fast) ohne Geschenke. Inspiriert dazu hat mich unter anderem eine liebe Freundin, die Ihre Hochzeit in Spanien, dafür aber ohne Geschenke gefeiert hat. Ich bin gerne hingegangen.
Diesen Frühling wurden Daniel und ich beide 30 und haben zusammen geschenkelos gefeiert. Geklappt hat es nicht ganz, denn wie ihr seht haben wir trotz ausdrücklichem „Geschenkeverbot“ so manches Geschenk bekommen. Dabei lernte ich vor allem eines: Nicht jeder empfindet das Schenken als Last. Manchen macht es einfach so viel Spaß, dass sie nur ungern darauf verzichten wollen.
Natürlich haben wir uns über die Geschenke unserer Gäste gefreut. Genauso sehr haben wir uns aber auch gefreut, wenn jemand ohne gekommen ist und wir einfach mit ihm feiern durften.
Die Dinge, die wir bekommen haben waren kreativ, nützlich oder lecker. Weil der Geschenkezwang entfiel, fehlten auch die Erwartungen an den „angemessenen“ Preis eines Geschenks. So haben wir gut überlegte Kleinigkeiten bekommen, von gestrickten Glückskeksen mit einem Spruch drin über Kräutersamen und Pflänzchen, einen Bioladen Einkaufsgutschein, Stifte, selbstgemachte Marmelade, Essig und Öl, Pfeffer, Wein, Shampoopulver und Olivenseife bis hin zu ein paar schönen Geburtstagskarten. Ganz toll und unerwartet war eine Einladung in einen Hochseilgarten auf die wir uns schon sehr freuen! Von den Eltern gab es eine Finanzspritze und von den Verwandten wunderschöne Ohrringe. Zwei sehr liebe Menschen haben während der Feier Fotos gemacht, die sie sortieren und uns zukommen lassen – auch ein sehr schönes Geschenk!
Warum keine Geschenke?
„Nicht die Glücklichen sind dankbar. Es sind die Dankbaren, die glücklich sind.“, das hat Francis Bacon gesagt. Ich bin einfach zufrieden mit dem was ich habe! Ich brauche nicht mehr Geld und auch keine Sachen. Was ich hingegen brauche, sind liebe Menschen die an mich denken, mit mir reden, lachen, weinen, feiern und älter werden, ohne sich dabei Gedanken um ein Mitbringsel machen zu müssen. Ich fand es einfach unglaublich schön, dass Freunde und Familie aus anderen Teilen Deutschlands angereist sind um mit uns gemeinsam den Abend zu verbringen. Es hat mir Spaß gemacht, ihre Neuigkeiten zu hören und zu sehen wie sie eine gute Zeit haben. Zeit ist genau das, was bei uns heute Mangelware ist – nicht Geld oder Dinge.
Auch verpackte Geschenke haben wir angenommen. Papier, Stoff und Naturmaterialien sammle ich um sie wiederzuverwenden. Durchsichtige Folie nutze ich temporär, um meine jungen Chilipflänzchen abzudecken, die auf der Fensterbank stehen. Anschließend wird sie leider, genauso wie der Rest der plastikbasierten Verpackungen und das Geschenkband im Mülleimer landen. Auch beschichtete Geburtstagskarten können schlecht, bis gar nicht recycelt werden. Manche unserer Freunde haben ihre Geburtstagsgrüße deshalb auf Karton, Tonpapier oder sogar auf die Rückseite von „Schmierpapier“ Stücken geschrieben. Einige Geschenke hatten keine Verpackung oder lediglich eine Papiertüte oder einen Stoffbeutel.
Ich bin jemand der nicht gerne Geschenke zum Geburtstag oder zu anderen besonderen Tagen macht oder bekommt. Wer mich fragt was ich mir wünsche, wird meist keine zufriedenstellende Antwort bekommen. Lieber bringe ich Freunden und Familie mal einfach so was mit, wenn mir etwas in die Hände fällt, bei dem ich an denjenigen denken muss und dass er oder sie wirklich brauchen kann. Am unangenehmsten finde ich den Geschenkestress vor Feiertagen wie Weihnachten oder Ostern, von Valentinstag und Co ganz zu schweigen. Trotzdem ist das Schenken ein kulturelles Ritual, dem ich mich nicht immer entziehen kann und will. Daher habe ich eine Liste, auf der ich mir Geschenkideen notiere, auf die ich dann zurückgreifen kann wenn es soweit ist.
Auch das höfliche „ja, Danke“, wenn ich weiß, dass ich etwas sowieso nicht nutzen werde, liegt mir nicht. Es ist für mich jedoch fast unmöglich etwas anderes zu sagen, wenn sich jemand Mühe gibt und an mich denkt. Explizit keine Geschenke zu wollen ist da einfacher und wer mich kennt weiß, dass ich erstens gerne so manche Konvention in Frage stelle und mich zweitens wirklich darüber freue nichts zu bekommen. Mir geht es dabei um die Umwelt und dass die Zeit anderer Menschen besser genutzt werden kann, als nach Geschenken zu suchen. Es geht mir aber auch darum, dass ich mich nicht kümmern muss ungewollte Geschenke wieder loszuwerden, auch wenn ich gerne kostenlos Sachen über Ebay-Kleinanzeigen abgebe oder spende.
Ich glaube so wie ich, tun viele Menschen anderen gerne etwas Gutes, ohne dabei etwas zurückzufordern. Dieses bedingungslose Geben ist oftmals aber nicht leicht anzunehmen. Ob es in uns steckt aus Dankbarkeit auch etwas geben zu wollen oder ob es uns antrainiert wurde, dass selten etwas „umsonst“ ist weiß ich nicht. Vielleicht ist es auch eine Mischung aus beidem. Manche Leute fühlen sich nicht wohl dabei, einfach zu nehmen. Einer Einladung folgt nun mal ein Geschenk an den Gastgeber.
Die Feier
Bei unserer Geburtstagsfeier beschlossen wir Aperitif, Essensbuffet und Wasser, sowie die erste Runde Getränke zu übernehmen. Unsere Gäste konnten alle weiteren Getränke anschließend selbst zahlen. Diese Kombination hat mir sehr gut gefallen, weil die Geburtstagsfeier für uns nicht teuer wurde und weil die Gäste bestellen konnten was und wie viel sie gerne möchten, ohne schlechtes Gewissen.
Wir freuten uns, dass das Bamboooh in Nürnberg dabei so flexibel war. Abgesehen davon waren wir und unsere Gäste vom frischen, veganen Essen begeistert, dem es auch ohne Tofu an nichts fehlte.
Da Daniel und ich uns auch gegenseitig nichts schenken wollten, besann ich mich auf eine Familientradition. Das Geburtstags“kind“ bekommt an seinem Geburtstagsmorgen, egal ob am Wochenende oder unter der Woche, ein leckeres Frühstück. Warme Brötchen mit dem Lieblingsaufstrich, eine Schale Kresse zum Abernten, selbst gemachtes Tofujoghurt, Obstsalat, ein Stück Kuchen, frisch gepresster Saft, heißer Tee mit Gewürzen, duftende Kräuter oder ein Blümchen auf dem Tisch – so beginnt ein guter Geburtstag schon am Morgen!
Na klar, es fiel mir schwer dafür noch früher aufzustehen als sonst. Fast so sehr, wie die Einkäufe unbemerkt vor Daniel zu verstecken. Für seinen freudig verblüfften Gesichtsausdruck und ein entspanntes Frühstück zu zweit am Dienstag Morgen hat es sich aber definitiv gelohnt.
Hier ist trotzdem noch ein Tipp für alle, die sich gerne Geld wünschen: Haltet als Foto fest, was Ihr mit dem Geld gekauft bzw. unternommen habt und schickt es an die edlen Spender oder berichtet ihnen davon. Sie werden sich sicher freuen! Wenn ich Geld bekomme, lege ich es mir extra zur Seite, so dass es nicht in meine normalen Alltagsausgaben einfließt und dabei „verschwindet“.
Könnt ihr euch vorstellen euren Geburtstag ohne Geschenke zu feiern?
Dann wünsche ich euch nachträglich alles Gute zum Geburtstag und ein spannendes und gesundes neues Lebensjahr!
Vielen Dank noch mal für deinen kulinarischen Besuch bei uns eines sonntags! 🙂
Hallo du Liebe und herzlichen Dank! Freue mich drauf euch bald mal wieder zu sehen!
~Anne
Hallo Anne,
Danke für den schönen Beitrag: du sprichst mir mal wieder aus der Seele.
Besonders gefällt mir deine Betrachtung über das bedingungslose Geben und Nehmen: „Dieses bedingungslose Geben ist oftmals aber nicht leicht anzunehmen. Ob es in uns steckt aus Dankbarkeit auch etwas geben zu wollen oder ob es uns antrainiert wurde, dass selten etwas „umsonst“ ist weiß ich nicht. Vielleicht ist es auch eine Mischung aus beidem. Manche Leute fühlen sich nicht wohl dabei, einfach zu nehmen. Einer Einladung folgt nun mal ein Geschenk an den Gastgeber.“
Kinder sind da noch recht unkompliziert (so habe ich es zumindest bei meinen Dreien beobachten können): Ich glaube da wird einiges anerzogen.
In diesem Kontext sagt mir Raphael Fellmers Ansatz zu, der sogar von der Tauschwirtschaft weg möchte hin zu einem frei fließenden hier Nehmen-woanders Geben aus dem Vertrauen heraus, dass für alle genug da ist.
LG – Silvia
Liebe Silvia,
Wie cool dass du Raphael Fellmer erwähnst, ich lese gerade sein E-Book. Ganz zu schweigen davon dass ich foodsharing echt toll finde!
Ja, auch ich finde es schwer „nur“ zu nehmen. Das „Geben“ fällt mir viel leichter. Wenn ich es jedoch schaffe Dinge anzunehmen die andere gern für mich tun, fühle ich mich richtig gut dabei und werde von Freude erfüllt, zum Beispiel beim Couchsurfing bei Freunden oder Fremden.
Liebe Grüße,
~Anne
Hallo Anne,
ich finde deine Idee toll.
Prinzipiell verschenke ich gerne Sachen und mir macht es auch Spaß, die Augen offen zu halten nach Dingen, die anderen eine Freude machen könnten oder die sie gebrauchen können. Aber nicht unter Druck eines Anlasses.
Ich halte es daher auch so, dass ich Freunden und Familie einfach mal so etwas mitbringe – und bisher fand es dann auch keiner schlimm, wenn es zum Geburtstag o.ä. nichts gab.
Für Weihnachten habe ich mir meist etwas selbstgemachtes überlegt. Essig, selbstgemachte Brotaufstriche, selbstgezogene Pflanzen, Schokolade (Rohmasse gekauft und dann mit exotischen Zutaten und Kombinationen verfeinert), Marmelade (mit einem halben Jahr Vorlaufzeit für Erdbeere), eingewecktes Gemüse (mit Gewürzen verfeinert)… war das, was ich in den letzten Jahren gemacht habe. Das war i.d.R. etwas, womit alle im Kreis der beschenkten etwas anfangen konnten und ich konnte so relativ stressfrei mich auf eine der Dinge konzentrieren und in „Massenproduktion“ gehen.
Hi Tuuli,
vielen Dank! Oh ich liebe es essbare Sachen geschenkt zu bekommen, erst recht wenn sie selbst gemacht sind. Ich hoffe dass ich dieses Jahr wieder Chiliöl aus unseren Habaneros selbst machen kann und eventuell Blaubeermarmelade wenn wir im Wald genug pflücken.
Viel Spaß bei deiner nächsten „Massenproduktion“, auch wenn das was du machst eher „Individualproduktion“ ist 🙂
Liebe Grüße, ~Anne
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