KEINE KINDER AUS UMWELTGRÜNDEN
Der Sinn des Lebens ist das Leben selbst. Doch während die Erde gut ohne uns Menschen auskommt, funktioniert es andersrum leider nicht.
Kinder waren schon immer Bestandteil der Evolution und sichern das Überleben der Menschheit. Doch sind wir Menschen womöglich eine Gattung die auslaufen sollte?
Warum es momentan vielleicht mehr zum menschlichen Überleben beiträgt keine Kinder in die Welt zu setzen und weshalb wir uns persönlich trotzdem für Kinder entschieden haben, lest ihr hier.
Verdoppelter ökologischer Fußabdruck
Kinderkriegen ist nicht nur eine persönliche, sondern auch eine gesellschaftliche und globale Entscheidung. In manchen Ländern ist die Kinderzahl sogar vom Staat reglementiert. Es ist ein sensibles und emotionales Thema und überschreitet des Öfteren auch den eigenen Einflussbereich. Um ungeplante Babys und unerfüllte Kinderwünsche soll es hier aber nicht gehen, sondern darum, ob Kinder bekommen und Umweltbewusstsein sich in der heutigen Zeit ausschließen.
Wer ein Kind in die Welt setzt kann sich sicher sein, seinen ökologischen Fußabdruck zu verdoppeln. Keine andere Alltagsentscheidung – gerade in unserer westlichen Zivilisation – belastet die Ressourcen unserer Erde so stark und weitreichend wie diese.
Im Tierreich vermehrt sich eine Art so lange es Futter und Ressourcen gibt auch überproportional. Nur um dann, wenn die fetten Jahre vorbei sind, durch Mangel reduziert zu werden. Unser logisches, vorausschauendes Denken sagt uns Menschen jedoch, dass wir es nicht so weit kommen lassen wollen. Doch schaffen wir den Absprung bevor uns der natürliche Kreislauf einholt?
Braucht Deutschland mehr Kinder?
Deutschland ist ein bevölkerungsreiches Land und wir leben deutlich über dem umweltverträglichen Maß an Ressourcen, der jedem einzelnen Menschen weltweit gesehen zustände.
Mehr Kinder bräuchten wir lediglich dafür, die vorhandenen, überholten wirtschaftlichen und sozialen Strukturen aufrecht zu erhalten, die alles andere als umwelttauglich und zukunftsorientiert sind. Zudem werden die Menschen heute älter und leben länger, was zwar schön ist, worauf unser Sozialstaat aber nicht ausgelegt war.
Weltweit betrachtet leben heute überproportional viele Menschen auf der Erde. Wir können uns dem globalen Kontext nicht entziehen, ihn gleichzeitig als Individuen jedoch schwer fassen. Nicht nur die große Population ist ein Problem, sondern natürlich auch die ungleiche Verteilung der Lebensgrundlagen.
Ohne Kinder zur Menschheit beitragen
Ohne Kinder bleibt umso mehr Zeit und Kraft die Welt enkeltauglicher zu gestalten, indem wir uns für Mitmenschen und Umwelt engagieren.
Immer mehr junge Paare entscheiden sich bewusst gegen Kinder, damit die Erde lebenswert bleibt. Eigene Kinder sind nicht mehr mit ihrem Gewissen vereinbar, denn sie wollen die Ressourcenknappheit und Erderwärmung nicht verschärfen und ihren Kindern auch nicht die voraussichtlich katastrophalen Lebensbedingungen der nächsten Generationen zumuten. Jedoch kenne ich nur wenige, kinderlose Paare, die ihren Alltag und ihre Freizeit für die Verbesserung der Welt einsetzen.
Ist es da nicht ein bisschen ironisch, dass viele Eltern erst durch ihre Kinder auf das Thema Nachhaltigkeit aufmerksam werden? Sei es, weil sie selbst das Beste für deren Zukunft wollen oder weil sie durch ihre Kinder aufgerüttelt werden.
Ein größerer Teil an jungen Eltern von ein oder zwei Kindern entscheidet sich aufgrund von Umweltaspekten gegen mehr Kinder, obwohl das sonst ihr Herzenswunsch wäre.
Unsere Entscheidung für eigene Kinder
Neben dem biologischen Grundbedürfnis eine Familie zu gründen, wollten wir es nicht anderen überlassen, verantwortungsvolle Menschen der nächsten Generation großzuziehen.
Unser Sohn Lars hat noch mehr Achtung und Achtsamkeit in unser Leben gebracht und wir freuen uns drauf, unsere 59m² Wohnung bald zu viert zu teilen. Wir empfinden es als wertvollen Rückhalt und Entwicklungsaspekt, ihm ein Geschwisterchen mit auf den Lebensweg zu geben.
Wunschgeschlecht?
Zu Beginn der Schwangerschaft war ich zwiegespalten, weil ich ein Brüderchen toll für Lars und eine Tochter schön für mich gefunden hätte.
Ob Junge oder Mädchen, wir sollten erstmal aufhören in Kategorien zu denken, das Kind als Individuum kennenlernen und unsere Erwartungen beiseite legen. Lars spielt am liebsten mit Autos und seine aktuelle Lieblingsfarbe ist Pink. Er ist wortgewandt, schlau, kreativ, dickköpfig, ungeduldig, hilft beim Wäsche waschen, kuschelt gern, ist sensibel und ein echter Frechdachs. Ihr könnt euch nun selbst aussuchen, welche seiner Eigenschaften und Vorlieben als fast Dreijähriger „typisch Junge“ oder „typisch Mädchen“ sind.
Leider sind wir in unserem heutigen Alltag gewohnt, oft das zu bekommen was wir wollen. So ist es nur gut, dass wir uns manche Dinge eben nicht aussuchen können und unseren Drang zum Perfektionismus der Natur überlassen müssen.
Ich kenne Mädcheneltern, die ihrem nicht erfüllten Jungenwunsch hinterhertrauern und andersrum. Ich kenne sogar Eltern, die ein Pärchen haben und lieber nochmal einen zweiten Jungen bzw. ein zweites Mädchen bekommen hätten. Manchmal braucht es eben Zeit, sich von seinem Idealbild zu verabschieden und loszulassen.
Wir bekommen noch einen Jungen und das ist gut so.
„Hauptsache gesund“ ist zwar immer richtig, aber ich finde es besonders wichtig, dass wir uns ehrlich mit unseren Freunden, Verwandten, Bekannten und Kollegen freuen, egal welches Geschlecht ein Baby hat.
Denn sobald das Kind da ist, würde man es sowieso um nichts auf der Welt mehr tauschen wollen.
Ich finde es bewundernswert, wenn sich jemand gegen eigene Kinder entscheidet und sich für das Gemeinwohl engagiert, genauso wie jemand, der mit seinen Kindern eine bessere Zukunft für alle gestaltet.
Spielt(e) der Umweltaspekt bei eurer Entscheidung für oder gegen Kinder eine Rolle?
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Hallo Anne,
ich denke, dass man das gar nicht zur Diskussion stellen muss. Da gibt es ganz andere Baustellen in Sachen Klimaschutz. Also bei uns hat das bei der Entscheidung gar keine Rolle gespielt.
Und danke auch für deinen tollen Blog.
Liebe Grüße
Anja
Hi Anja,
Wir haben da schon mehr debattiert, ob es umwelttechnisch für uns zu verantworten ist, Kinder in die Welt zu setzen. Einerseits weil jeder Erdenbürger mehr so viele Ressourcen mehr verbraucht, aber auch deshalb, weil wir uns fragen ob unsere Kinder noch eine „normale“ Zukunft haben werden wenn Wasser und Rohstoffe knapp werden.
Danke für deine Meinung und auch für dein Lob. Es freut mich dass dir der Blog gefällt!
LG ~Anne
Hallo Anne,
eine sehr interessante und auch kontroverse Frage, die du mit deinem Artikel aufgreifst.
Auch ich habe erst in der Schwangerschaft begonnen, mich mit den Themen Veganismus, Müllvermeidung und Nachhaltigkeit zu beschäftigen.
Meine Tochter ist bislang das einzige Kind – ich wünsche mir aber noch ein Geschwisterchen für sie. Gleichzeitig ist mir bewusst, dass das für meinen CO2-Fußabdruck eine ziemliche Katastrophe wäre.
Andererseits: Ist der Ressourcenverbrauch von Kindern (und auch späteren Erwachsenen) nicht abhängig vom Lebensstil? Ich habe alle Dinge für meine Tochter gebraucht gekauft, bin nicht in eine größere Wohnung gezogen, habe mir kein Auto angeschafft und verwende Stoffwindeln.
Eine andere Frage ist die ethische Einordnung: Kann die Nützlichkeit unserer Handlungen für die Allgemeinheit der Maßstab für ihre Beurteilung sein?
Ein schwieriges und drängendes Thema, über das mehr diskutiert werden sollte.
Vielen Dank für deine Anregungen!
Herzliche Grüße
Marion
Hi Marion,
Ich denke andersrum ist es auch eine Frage ob man seinen Kindern noch guten Gewissens diese Welt zumuten will. Ich denke die Knappheit an Ressourcen und die Klimaveränderung werden sie deutlich zu spüren bekommen.
Ich denke der Lebensstil ist schon entscheidend aber in Deutschland ist der leider immer sehr hoch pro Person. Trotzdem hilft natürlich alles was man besser machen kann. Toll, dass du da schon bei deiner Tochter sehr drauf achtest! So wächst sie dann auch auf mit einer Wertschätzung für die Erde!
Ich wünsche dir eine gute Entscheidung. Liebe Grüße ~Anne
Hallo Anne,
ja, das ist natürlich eine ebenso gute Frage.
Andererseits waren die Bedingungen, um Kinder zu bekommen, wohl noch nie wirklich ideal.
Ich gehe davon aus, dass sich die Art zu leben in den sog. westlichen Ländern in den nächsten Jahr(zehnt)en sehr stark ändern wird. Irgendwann wird vermutlich auch auf politischer Ebene eingegriffen werden (hoffe ich zumindest).
Dir auch alles Gute!
Liebe Grüße
Marion
Ich bin auch sehr gespannt ob und was sich da tut und hoffe das Beste! LG ~Anne
Hallo Anne,
ich kann mich nicht erinnern, zuletzt irgendwo so eingehend diese wichtige Frage – Kinder oder nicht? – erörtert gesehen zu haben. Danke dafür! Ich finde, mehr junge Paare sollten darüber nachdenken.
Ein Aspekt, den ich allerdings auch hier nicht gefunden habe, ist der, welche Zukunft ein jetzt geborenes Kind erwartet. Instinktiv oder vielleicht sogar bewusst stellen sich wohl viele Eltern diese Frage, aber es gibt aus meiner Sicht starke Indikatoren, die beim Versuch der Beantwortung Grenzen setzen, also bestimmte Szenarien wahrscheinlicher aussehen lassen als andere.
Ich bin in der Zeit des (ersten) Kalten Krieges aufgewachsen (inzwischen haben wir ja den zweiten). Beide Teile Deutschlands wiesen damals eine unvorstellbare Dichte von Atomwaffen auf und wiesen spiegelbildlich auch dementsprechend viele Zielkoordinaten auf. Hier wäre im Falle eines Dritten Weltkriegs kein Stein auf dem anderen geblieben. In eine solche Welt Kinder setzen? Ja! Nicht aus Trotz, nicht aus politischen Motiven, sondern aus dem natürlichen Drang oder Trieb es zu tun und aus einer simplen Betrachtung heraus: Wenn es diesen Krieg gibt, wird er in seiner Totalität eine ziemlich kurze Episode, ähnlich wie ein schwerer Verkehrsunfall. Jeder hatte bis dahin seine Chance, aber danach hat sie niemand mehr, auch die in den vermeintlich sicheren Bunkern nicht, denn sie würden da nie wieder herauskommen, und das wussten auch die an den roten Knöpfen. (Das vermeidet einen solchen Krieg natürlich nicht sicher, weil nicht alle Militärs rationale Menschen sind, und das ist auch der wichtigste Grund, warum das atomare Schreckensgleichgewicht als Stabilitätsfaktor abzulehnen ist.) Also gibt es eine Chance, dass er gar nicht stattfindet, dass Menschen leben, glücklich und gesund leben können. Bislang haben wir diese Wette an jedem einzelnen Tag, der seit Hiroshima verstrichen ist, gewonnen.
Und wie ist das heute? Ein Dritter Weltkrieg ist wieder vorstellbar geworden. Es wird wieder über den Einsatz von Atomwaffen gesprochen, werden Abrüstungsverträge zerrissen und zerredet. Dieselben Argumente also, Hoffnung auf einen Fortbestand des Friedens? Ja und nein. Die Lage ist eine andere, ein weiteres schwerwiegendes Problem ist hinzugekommen, und das beantwortet die Frage „Kinder oder nicht“ für mich heute anders. Denn wenn es heute nicht zu einem Atomkrieg kommt, so kommt es doch sicher zum „Gegenschlag“ der Natur. Er findet jetzt bereits statt, nur eben nicht mit der Plötzlichkeit eines Verkehrsunfalls, sondern mit der Langsamkeit eines Menschenlebens, und er ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit unausweichlich, weil nicht von Vernunft oder Bosheit getrieben, sondern von Naturgesetzen, die nicht verhandelbar sind. Nicht nur, dass der Rollback von der Energie von über 150 Jahren bedenkenloser Industrialisierung getrieben sein wird – mit jedem Tag, der im Leben eines jetzt neu geborenen Menschen verstreicht, türmt die Menschheit dem heranrollenden Tsunami weitere Energie auf, mehr, als je zuvor an einem einzelnen Tag hinzugefügt wurde. Und das, obwohl wir seit mehr als einem halben Menschenleben wissen, zumindest wissen können, dass es so nicht auf Dauer weiter gehen kann.
Nun ist dieser Tsunami keine wirkliche große Welle, sondern ein Bild, das ich gewählt habe. Faktisch sind es große Veränderungen, die keineswegs immer als tödlicher Schlag auftreten, sondern z.B. einen großen Dürresommer an den anderen reihen, Jahr für Jahr Hunderte Quadratkilometer Wald zerstören (auch wenn andernorts Bäume wachsen, wo bisher Sand- oder Eiswüste waren), Ernten dezimieren, Hitzewellen vergrößern und verlängern. Andernorts kriegen Menschen nasse Füße und müssen ihre Heimat verlassen, umsiedeln in Gebiete, in denen sie nicht willkommen sind, weil dort bereits andere Menschen leben. Und Jahr für Jahr kostet dies Menschenleben. Wahrscheinlich steigt die Zahl der Opfer nicht streng gleichmäßig an, aber ziemlich sicher vergrößert sie sich von Jahrzehnt zu Jahrzehnt, und wer ein bisschen Ahnung von Exponentialrechnung hat – seit Corona werden wir ja fortwährend damit traktiert -, kann sich vielleicht nicht vorstellen, aber ausrechnen, wie diese Entwicklung in z.B. 20 Jahren aussieht.
Und nun kommt der Punkt: Fast alle Eltern lieben ihre Kinder. Sobald diese Kinder laufen gelernt haben, rennen sie ihnen hinterher, sollten diese Kinder aus Neugierde oder Unbedachtsamkeit ihre Schritte Richtung Straße lenken. Sie wollen sie vor Schaden behüten, am besten vor jedem denkbaren. Nur diesen einen ganz großen Schaden haben sie nicht im Blick. Und sie können sie davor auch nicht beschützen, nicht auf Dauer, denn sie können sich auch selbst irgendwann nicht mehr davor beschützen, und das besonders Bittere daran ist, dass es kein singulärer endgültiger Schlag sein wird, sondern einfach „nur“ von Jahr zu Jahr schlimmer.
Natürlich gibt es Menschen, die an die Erfinderkraft des menschlichen Geistes glauben. Er existiert auch ohne Zweifel; ich selbst bin Ingenieur. Aber Innovation konnte noch nie in beliebig kurzer Zeit beliebig große Schwierigkeiten meistern, sondern ging immer Schritt für Schritt. Zudem stellt der Kapitalismus die Menschen in Konkurrenz zueinander auf, nicht in der seinem Wesen eigenen Kooperation. Und die Herausforderung besteht nicht nur im Zurückstemmen gewaltig hoch aufgetürmter Lasten, sondern zusätzlich im Aufhalten derjenigen, ebenfalls erfinderischen Menschen, die diese Lasten von Tag zu Tag aus Profitgier, Bequemlichkeit oder Gedankenlosigkeit noch vergrößern. Die Wette einer jeden Geburt besteht also darin, ob dies zu schaffen ist, ohne dem neuen Menschen lange vor seiner Zeit eine Hölle zu bereiten.
Und darüber, was solche Umstände aus der Zivilisation einer menschlichen Gesellschaft machen wird, habe ich noch gar nichts geschrieben. Das will ich jetzt auch nicht mehr.
Lieber Stephan Geue,
danke für deine ausführlichen Überlegungen zu dem Thema. Auf die Frage welche Zukunft die Kinder haben dachte ich inzwischen auch und hab auch einige Freunde die sich deshalb gegen (eigene) Kinder entscheiden.
Herzliche Grüße, ~Anne