MICROADVENTURES

Als Kinder haben wir ständig und überall etwas Neues entdeckt. Als Erwachsene brauchen wir fast erst wieder eine Erlaubnis, um unserem Spiel- und Entdeckungstrieb nachzugehen und die Augen für unsere Umgebung zu öffnen. Dabei müssen Abenteuer weder am anderen Ende der Welt stattfinden noch viel Zeit in Anspruch nehmen. Microadventure ist ein interessantes Stichwort, das mir inzwischen ein paar mal zu Ohren gekommen ist. Sogenannte Minierlebnisse sollen unsere Unternehmungslust zurück in den Alltag bringen. Um aus dem Alltagstrott auszubrechen, reicht es oft schon seine Umgebung bei einem Spaziergang in der Mittagspause zu erkunden, Umwege zur Arbeit oder zum Einkaufen zu nehmen oder den eigenen Stadtteil nach dem gemütlichsten Café zu durchstreifen, ohne das Internet zu Rate zu ziehen. Microadventures gehen noch einen Schritt weiter: Wie wäre es zum Beispiel mit einer Grillsession im Winter oder damit, mal eine Nacht im eigenen Garten unter den Sternen zu schlafen? Es geht darum, unsere Abenteuerlust zu wecken und ganz bewusst alle Sinne einzusetzen, die Elemente zu spüren statt tagtäglich in klimatisierten Räumen zu sitzen, sich zu bewegen und manchmal auch herauszufordern. Es geht darum, wieder echte Spannung und Reize in unser tägliches Leben zu bringen – statt Anspannung und Überreizung.

Der allgemeine Gesellschaftskonsens scheint zu sein Spaß, Erlebnisse, Sport, Gesundheit und Freizeit immer auf später zu verschieben. Später, das heißt nach der Arbeit oder wenn die Woche vorbei ist oder wenn der nächste Urlaub ansteht. Wir denken, dass wir so unsere Batterien wieder aufladen können, um für die Arbeit und unsere Familie neue Kraft zu haben. Was wäre, wenn wir unsere Energie erst gar nicht aufbrauchen würden? Indem wir körperliche Aktivität und Gedanken gleichzeitig auf den Moment richten, anstatt letztere zwischen Vergangenheit und Zukunft hin und her schweifen zu lassen, verbinden wir Geist und Körper zu einer Einheit, ganz ähnlich wie beim Meditieren. Gleichzeitig lernen wir etwas Neues und das macht uns glücklich und selbstbewusst. Wir bleiben ausgeglichen und entspannt, treffen bessere Entscheidungen und schöpfen bei Stresssituationen aus den Ruhereserven, die wir uns angelegt haben, so dass wir Aufgaben mit Leichtigkeit bewältigen. Viele ˶Miniurlaube“ im täglichen Leben sind wesentlich effektiver als eine längere Auszeit, bei der wir uns nur kurzfristig erholen.

kinder und erwachsenen schaukeln aus holz

Drei persönliche Microadventures

Vorgestern beim Mittagsspaziergang habe ich eine Schaukel in der Nachbarschaft entdeckt und ein bisschen geschaukelt. Ich fand es ziemlich lustig, besonders als ich daran dachte was meine Kollegen stattdessen gerade machen. Interessanterweise gab es dort eine kleine Schaukel für Kinder und eine große extra für Erwachsene, was ich ziemlich cool fand!

Im Herbst haben wir einfach mal einen Tag ohne Strom und Auto verbracht und sind zum Markt gelaufen. Was sonst eine zehnminütige Fahrt ist, war zu Fuß eine kleine Wanderung von über einer Stunde – Brombeerpflücken und Picknick auf dem Rückweg inklusive.

Als es einmal den ganzen Tag zwar warm aber gewittrig war und ich mich so gern bewegen wollte, habe ich kurzerhand doch noch meine Joggingschuhe angezogen und bin losgelaufen. Am Punkt angekommen, an dem ich sowieso umkehren wollte, regnete es in Strömen los, so dass ich zwei Minuten später komplett durchnässt war. In dem Moment biegt ein Cabrio mit offenem Verdeck um die Ecke inklusive einem Paar das genauso durchnässt war wie ich. Wir haben uns alle drei angeschaut und einfach losgelacht.

Wie abenteuerlich ist euer Alltag?