SLOW TRAVEL

Immer weiter, immer öfter, immer schneller – So lautet oft das heutige Reisemotto. Statt zwei Wochen Italienurlaub machen wir Europatouren, Cruises, Rundreisen, Kurztrips, Spawochenenden, egal was – hauptsache wir bleiben in Bewegung. Sogar das Entspannen muss schnell gehen. Während die Zahl der Wochenendreisen und Kurzurlauber steigt sinken die Preise für Hotel und Flugkombinationen. Statt individuellem Reiseerlebnis gibt es jetzt Einheitsbrei: standardisierte Hotels in standardisierten Touristengegenden mit standardisierten Sehenswürdigkeiten und Sachen die man auf keinen Fall verpassen darf, ob sie einen nun interessieren oder nicht. Reisen wir überhaupt noch um weg zu kommen oder sogar um dort zu sein? Nein, oft reisen wir nur um zu zeigen dass wir auch schon da waren. Der ein oder andere plant sogar einen extra Tag nach dem Urlaub ein um sich zu erholen.

Bei so viel Reisetrubel verlieren wir völlig den Kontakt zum Reiseland. Wir kümmern uns nicht um Wasserverbrauch oder hunderttausende von unnötigen Shampoofläschchen, die nach einmaliger Benutzung im Hotel auf der Müllkippe landen. Uns interessiert nicht wie es der Bevölkerung vor Ort geht oder ob wir deren Kultur und Bräuche verletzen. Schließlich sind wir im Urlaub und wollen uns was gönnen. Wir haben hart gearbeitet für unser Geld das nun statt in die lokale Wirtschaft an die Großkonzerne mit ihren Pauschalreisepaketen fließt – Gutes Preis-Leistungsverhältnis heißt das im Angebot. Wir wählen unsere Urlaubsziele und Unterkünfte auch nicht mehr nach den Kriterien aus die zu uns passen, sondern nach den Bewertungen anderer Leute.

Uns hat diese Art zu reisen gestresst und gleichzeitig gelangweilt. Wir waren es leid, den Haken an den Fertigangeboten hinzunehmen und haben mit dem einfachen Schritt angefangen selbst das Zimmer im Hotel unserer Wahl zu buchen –  mit richtigem Meerblick und weit weg vom Serviceaufzug bitte! So konnten wir alle Fragen direkt mit den Hotelangestellten besprechen und siehe da wir haben nicht einmal mehr bezahlt. Die Niedrigpreisgarantie liegt oft nur im Centbereich. Und wer wirklich Unterstützung bei seiner Buchung möchte kann sich diese bei einem guten Reisebüro holen.

Inzwischen reisen wir mit mehr Einfühlungsvermögen und weniger Gepäck. Wir überlegen genau was wir von der Reise erwarten und welches Reiseziel am besten zu uns passt. Wir nehmen uns Zeit das Leben und die Kultur vor Ort zu erkunden und übernachten gerne bei Ortsansässigen. Das geht zum Beispiel über Airbnb (www.airbnb.de), kostenlos über Couchsurfing (www.couchsurfing.org) oder etwas weniger persönlich in unabhängigen Bed & Breakfast Unterkünften, Campingplätzen oder kleinen Hotels. Über Couchsurfing und Meetup (www.meetup.com) kannst du Veranstaltungen in der Region finden und Leute vor Ort treffen. Wir lassen uns gerne auf Tipps ein, nehmen uns Zeit über den Wochenmarkt zu schlendern und finden vielleicht sogar ein Lieblingsrestaurant. Und wer sich in andere Kulturen hineinfühlt geht auch mit den örtlichen Ressourcen respektvoll um. Wieder daheim angekommen können wir Geschichten und Hintergründe zu den Sehenswürdigkeiten erzählen vor denen wir uns haben fotografieren lassen. Wir erinnern uns auch in ein paar Monaten noch daran was wir gesehen haben, welche Menschen wir getroffen haben, welche Alltagssituationen uns verwundert, beeindruckt oder zum Lachen gebracht haben und welche Bräuche für uns neu waren. Denn am meisten lernen wir beim Besuch anderer Ländern über uns selbst.

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