STOFFWINDELN IN DER KRIPPE
Laut Umweltbundesamt braucht eine Wegwerfwindel 450 Jahre um zu zerfallen – in immer kleineres Mikroplastik!
In Deutschland werden die Windeln normalerweise zwar mit dem Restmüll verbrannt, doch der Aufwand an Ressourcen, Herstellung, Transport und Entsorgung bleibt enorm. Und das alles, um ein biologisch abbaubares Produkt in Superabsorber und Plastik zu verpacken.
Wie sich unsere Krippe auf Stoffwindeln eingelassen hat, welches System wir verwenden, was der Gesetzgeber dazu sagt und warum es nun teilweise doch wieder Wegwerfwindeln gibt, erfahrt ihr hier.
Die Überzeugungskunst
Beim Vorgespräch in der Krippe war ich noch schwanger. Wir haben den Wunsch nach Stoffwindeln nicht explizit geäußert, denn wir wussten ja noch nicht einmal, ob es mit den Stoffis Zuhause klappen wird. Dass wir in unserem Alltag möglichst nachhaltig leben und Müll wo es geht vermeiden, fand die Krippenleiterin aber zum Glück spannend. Wir hatten von Anfang an ein gutes Bauchgefühl, dass wir „unsere“ Krippe gefunden haben.
Als wir den Krippenplatz dann angeboten bekamen und Lars und ich dort waren, merkte die Krippenleiterin mit ihrem geschulten Auge sofort, dass Lars Stoffwindeln trug. Wir redeten über den Wunsch Stoffwindeln zu verwenden und ich zeigte ihr und den Mitarbeitern unser Stoffwindelsystem.
Daraufhin entschieden wir uns gemeinsam dafür, die Stoffwindeln in der Krippe auszuprobieren.
Die Mitarbeiter hatten vorher keine Erfahrung mit Stoffwindeln und ich fand es ganz toll, dass sie sich auf das Experiment eingelassen haben! Während der Eingewöhnung zeigte ich allen, wie das Wickeln mit den Stoffis funktioniert. Ich kann sagen, dass sie es echt schnell drauf hatten – Profis eben!
Unser System für Stoffwindeln in der Krippe
Wir machten es der Krippe so leicht wie möglich, denn die Erzieher haben genug andere Aufgaben! Wir versuchten, dass das Wickeln mit den Stoffwindeln für sie möglichst keinen Mehraufwand gegenüber den Wegwerfwindeln darstellt.
Morgens brachte ich 5-6 vorgefaltete Stoffwindeln und 1-2 Überhosen, sowie einen Wetbag (wasserfester, waschbarer Sack mit Reißverschluss) mit und verstaute alles in Lars Schublade. Dort befand sich zudem eine Box mit Windelvlieseinlagen.
Beim Wickeln konnten die Erzieher die gebrauchten Stoffwindeln einfach in den Wetbag geben, die neue Stoffwindel in die Laschen der Überhose stecken und in einem Schritt anlegen. Mit Hilfe der Vlieseinlage war das „große Geschäft“ leicht zu entfernen und wegzuwerfen. Meist verwendeten sie 2-4 Windeln am Tag in der Krippe.
Beim Abholen nahm ich den vollen Wetbag mit nachhause, spülte die Windeln kurz aus und warf sie in unseren Windeleimer. Danach wusch ich den Wetbag mit heißem Wasser und ein bisschen Seife aus und hängte ihn für den nächsten Tag zum Trocknen auf. Der Aufwand hielt sich auch für uns in Grenzen, fanden wir.
Manchmal hat es auch mal nicht hingehauen und Lars bekam in der Krippe eine Wegwerfwindel an. Zum Beispiel wenn das Equipment leer war, wir vergessen hatten den Wetbag mitzubringen oder ein anderer Mitarbeiter eingesprungen ist. Das war natürlich auch OK.
Gesetzeslage
Die Stoffwindeln an sich sind in der Krippe kein Problem! Aber sobald sie ausgespült werden sollen, bräuchte die Krippe dafür ein Waschbecken nur für die Windeln. Da unsere Krippe weder ein extra Waschbecken noch Zeit und Lust zum Ausspülen der Windeln hatte, verwendeten wir stattdessen den Wetbag als Sammelbeutel und Daniel oder ich spülte die Windeln zuhause aus.
Das Aus für die Stoffis
Inzwischen wurde Lars 17 Monate und die Sommertemperatur immer heißer. Und so hatten die Erzieher irgendwann die Nase voll, wenn sie nachmittags die Stoffwindeln in den Wetbag packen sollten. Verständlich! Denn im Beutel warteten die Windeln vom Morgen geduldig auf ihre Abholung. Keiner hatte mehr Lust, den Beutel beim Wickeln zu öffnen.
Der Kompromiss
Wir bringen Lars in Stoff und holen ihn in Stoff wieder ab. Letzteres nehmen wir allerdings nicht so streng. Wenn es klappt, bekommt er von den Erziehern eine Stoffwindel an. Wenn keine Zeit ist oder er nicht mehr gewickelt werden braucht, behält er die Wegwerfwindel und wir entsorgen sie daheim. Die Stoffwindel vom Morgen landet in unserem Wetbag, der dann aber nicht mehr von den Erziehern geöffnet werden braucht.
Meine 7 Tipps für Stoffwindeln in der Krippe
- Langsam vorfühlen und erklären warum ihr gerne Müll (und Wegwerfwindeln) vermeiden wollt
- Die Stoffwindeln mitbringen und einfach mal zeigen wie leicht das Wickeln damit geht (natürlich nur wenn grundsätzlich Interesse besteht)
- Die Krippe mit einbeziehen und gemeinsam entscheiden
- Seht es als Experiment. Wir haben uns nicht für „ja“ oder „nein“ entschieden, sondern dafür, es einfach mal auszuprobieren
- Macht es der Krippe so einfach wie möglich, faltet die Windeln vor und verwendet ein einfaches System
- Baut auf gegenseitiges Verständnis und seid flexibel und offen für Vorschläge
- Bleibt positiv und honoriert die Erfolge, auch wenn mal was nicht klappt
…und falls es bei euch nicht klappt mit Stoffwindeln in der Krippe, ärgert euch nicht. Denn zuhause spart ihr mit euren Stoffis trotzdem einen riesigen Müllberg ein und das ist spitze! Wir hätten den Krippenplatz auch angenommen, wenn Stoffwindeln keine Option gewesen wären und sind umso dankbarer für unsere positive Erfahrung!
Als die Krippenleiterin mir sagte, dass sie im Team entschieden haben mit den Stoffwindeln aufzuhören, fand ich das natürlich schade. Aber es muss eben für beide Seiten passen!
Also habe ich ihnen erstmal eine Avocado-Schoko-Eistorte als Dankeschön gemacht! Denn ich finde, es ist alles andere als selbstverständlich, dass sie sich nicht nur auf das Experiment Stoffwindeln eingelassen, sondern es mit uns acht Monate durchgezogen haben!
Die inzwischen in etwa gesparten 450 Wegwerfwindeln sprechen als Erfolg für sich und halten die Welt für uns und unseren Lars ein bisschen sauberer.
Es würde mich ja mal interessieren, ob es irgendwo eine Krippe gibt, die einen Stoffwindelservice nutzt?
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Stoffwindeln sind toll! Haben wir auch als Backup benutzt. Und manchmal an stressigen Tagen und Nächten können auch Wegwerfwindeln her.
Wir haben hier eine Packung 7-18 kg als Werbegeschenk bekommen und sie ist immer noch zu 2/3 voll. (Baby 11 Monate alt).
Ich glaube die Erzieher wollen nur deshalb Wegwerfwindeln verwenden, weil man diese ja nur alle 4 Stunden wechseln muss. Stoffis würden da längst ausgelaufen sein.
Ich habe einen anderen Standpunet was Windeln in der Krippe betrifft. Am besten keine. Das in Theorie, glaube nicht, dass ohnehin überforderte Erzieher da mitmachen
Es war früher normal, dass Kinder ab 1 trocken wurden.
Wir praktizieren ( ungeplant) windelfreiheir, weil Windeln nicht funktioniert haben. Und das 11 Monate alte Kind macht wegen Beikost ein Bis 2 mal am Tag gross (oder auch mal gar nicht) und einmal die Stunde wird gepinkelt. Wobei die Intervalle auch größer werden. Die UrinMenge ist so, dass das Wechseln alle 4 Stunden an Quälerei grenzen würde.
Aufs Töpfchen setzen geht auch viel schneller und ist stressfreier als Wickeln, weil Stilllegen geht ab Krabbelalter gar nicht.
Hi Angelika,
Bei uns halten die Stoffis ganz gut, auch nachts oder mal mehrere Stunden. Je nachdem wieviel der kleine Mann trinkt. Beim großen Geschäft hat bei uns phasenweise das Töpfchen auch schon geklappt. Aber dann interessiert es ihn ne Weile wieder gar nicht. Toll, dass ihr da mehr einen richtigen Rhythmus gefunden habt und es windelfrei(er) klappt.
Einen schönen ersten Geburtstag wünsche ich euch! 🙂
Liebe Grüße, ~Anne