WENIG GELD MEHR NACHHALTIGKEIT
Welches T-Shirt ist nachhaltiger, das konventionelle oder das aus bio Baumwolle? „Keines von beiden, denn wir haben schon genug T-Shirts.“ So müsste die Antwort wohl bei den meisten von uns lauten.
Tut sie aber nicht. Wir führen uns selbst an der Nase herum, wenn wir denken, dass wir mit Ökoklamotten und Biourlaub die Welt retten. Mal wieder Zeit für ein bisschen kritische Selbstreflexion, finde ich!
Wer wenig Geld hat schützt die Umwelt
Wer wenig Geld hat, spart wo er kann, wenn auch aus anderen Motiven als zum Schutz der Umwelt. Aus reiner Notwendigkeit lebte ich als Student, ganz unbewusst, relativ nachhaltig.
Während meines Studiums kaufte ich mir für 50 Euro Essen im Monat. Morgens gab es Porridge mit Obst, mittags Nudeln/Reis/Kartoffeln oder einen Eintopf aus Hülsenfrüchten mit ein klein wenig Wurst und Gemüse, das noch im Kühlschrank übrig war. Abends gab es Brot und Salat. Getrunken habe ich Leitungswasser oder Tee. Die Teebeutel wurden gesammelt und mindestens 2-3 mal aufgegossen. Ich musste zwangsläufig selbst kochen und aß relativ gesund, denn Fertigprodukte sind teuer. Manchmal plünderten wir herrenlose Obstbäume beim Fahrradfahren oder das Buffet nach Vorträgen an der Hochschule. Günstige Großpackungen teilten wir uns in der WG. Weggeworfen wurde nichts. Teure Trendlebensmittel vom anderen Ende der Welt waren preislich einfach nicht drin. Damals war ich nicht vegan. Bio gab es in den Läden wo ich einkaufte (fast) nicht. Ich achtete nicht auf Umweltschutz oder faire Preise. Die Packung eingeschweißte Salami in meinem Einkaufswagen kostete 31 Cent und ich aß davon eine ganze Woche lang. Ich freute mich über jede Kleinigkeit, wie eine Aufbackbreze. Unsere WG Möbel waren geschenkt, getauscht oder Second Hand Schnäppchen. Wenn ich irgendwohin wollte organisierte ich mir eine Mitfahrgelegenheit. Extra Taschengeld und die Bezahlung aus gelegentlichen Minijobs nutzte ich vorwiegend für Studienexkursionen.
Im Vergleich zu vielen anderen Menschen auf der Welt, hatte ich immer noch mehr als genug!
Heute würde ich meine Prioritäten anders setzen. Zudem gibt es neue Möglichkeiten, die gut für Geldbeutel und Umwelt sind wie zum Beispiel „Foodsharing“, „Mundraub“, „Containern“, „Tauschbörsen“ und „Umsonstregale“. Inzwischen weiß ich, dass Preise, die ich nicht selbst bezahle, von anderen Menschen und von der Umwelt getragen werden. Man braucht jedoch nicht viel Geld um nachhaltiger zu leben.
Was mich beschäftigt ist, dass ich mir trotzdem nicht sicher bin, ob ich jetzt wirklich nachhaltiger lebe als zu Studienzeiten.
Hohe Ansprüche
Es sind gerade die Menschen, die genug Geld und Wissen haben, die der Umwelt oft am meisten schaden: Durch mehrere Urlaubsreisen im Jahr, großen Wohnraum, eigene Autos, ihre Arbeit, Freizeitaktivitäten, Nahrungsmittel vom anderen Ende der Welt (wenn auch fair und bio), neue Ökoklamotten, Kosmetik, Haushaltsdinge und Möbel. Wir haben hohe Ansprüche und keine funktionierenden Lösungen sie verträglich umzusetzen.
Viele Hersteller bieten teure, vermeintlich nachhaltige und oft schicke Produkte für die „Bioelite“ an. Nachhaltigkeit ist nicht Notwendigkeit, sondern Trend.
Doch Dinge, die etwas besser hergestellt sind, sind noch längst nicht gut und erst recht nicht nötig!
Weniger ist weniger
Dabei denken wir oft auch noch, dass wir ziemlich nachhaltig leben. Wirklich? Wir müssen wach bleiben und unseren Lebensstil mal wieder hinterfragen. Wer ständig in den Urlaub fliegt, lebt nicht umweltbewusst, selbst wenn er vegan isst und keinen Müll produziert. Denn es geht um das große Ganze. Teilbereiche lassen sich daher nicht einfach ausblenden.
Auch ich könnte bestimmt ein paar mehr Spartricks aus meiner Studienzeit in meinen heutigen Alltag mit hinüber retten.
Mir macht es Spaß, bewusst zu reduzieren und mit wenig auszukommen. Weil ich weiß was mir wichtig ist, weiß ich auch, dass ich dabei nichts verpasse. Wir leben unseren Alltag in purem Überfluss und nehmen ihn nicht einmal mehr wahr! Ein Kühlschrank voller leckerem Essen aus dem ich wählen kann ist für mich purer Luxus!
Ich habe gemerkt, wenn ich Dinge weglasse, die ich nicht brauche, spare ich ganz ohne Verzicht! Ich bin dankbar für das, was ich habe – und fühle mich gut dabei!
Eine Auswahl an Dingen auf die ich momentan gerne verzichte
- Fernseher
- Weite Reisen
- Fast Fashion
- Eine große Wohnung/Haus
- Schminke
- Putzmittel und Equipment
- Tier„produkte“
- Weit gereistes Obst und Gemüse
- Verpackungen, Plastik, Abfall
Bewusster Verzicht ist der Schlüssel zu bewusstem Luxus.
Ein sehr schöne Artikel, liebe Anne! Ohne erhobenen Zeigefinger, ohne Dogmatismus, danke dafür
Nadine
Danke Nadine!
Ich muss mich da ja auch an der eigenen Nase packen.
Liebe Grüße, ~Anne
Hallo Anne,
ich verzichte weitestgehend auf Verpackungen und kaufe mir aktuell keine neue Kleidung. Meinen Kleiderschrank habe ich radikal ausgemistet. Ich bin gerade dabei die Sachen zu verkaufen, um mir mit dem Geld einen größeren Traum zu verwirklichen.
Es tut gut sich von nicht gebrauchten Dingen zu trennen und nichts Neues anzuhäufen.
Schöner Blog ;-). Ich schreibe auch über ähnliche Themen auf Umweltgedanken.
Liebe Grüße
Anja
Hi Anja,
Toll, viel Erfolg dabei deinen Traum zu verwirklichen. Was ist das denn?
Wenn du magst kannst du auch mehr über meinen minimalistischen Kleiderschrank lesen.
Umweltgedanken gefällt mir gut als dein Blogtitel.
Liebe Grüße und herzlichen Glückwunsch zum Baby! ~Anne
Hey Anne, danke für diesen tollen Artikel! Das kann ich zu 100% unterschreiben! Ein bisschen Verzicht und nicht die stetige Ausrichtung auf das Geldverdienen tut uns allen gut.
Beste Grüße
Christoph
Hi Christoph, Danke! Ein schönes Infoportal hast du! Grüße nach Berlin! ~Anne
Hallo Anne,
vielen Dank für deinen Beitrag und die Anregungen für einen nachhaltigen Umgang mit unserem Planeten.
Der Punkt Einsparungen von „Verpackungen, Plastik, Abfall“ lässt sich besonders im Bereich Getränke leicht umsetzen. Hier möchten wir gezielt auf die Plastikflaschen hinweisen welche nicht nur für die Umwelt sondern auch für die Menschliche Umwelt kritisch sind – Stichwort: Endokrine Disruptoren
Weiter so und beste Grüße!