URLAUB IM BAUWAGEN
Wieviel Platz brauchen wir zum Leben?
Wenn wir unsere Koffer packen und in den Urlaub fahren zeigt sich, mit wie wenig wir eigentlich auskommen.
In unsere Koffer haben wir für unseren ersten Urlaub zu dritt trotzdem zu viel eingepackt. Dank Kofferpacken im Konmari Stil konnte ich zumindest gut sehen was drin ist.
Unser erster Urlaub zu dritt
Als wir bei der „Villa Mückenstich“ ankamen, begrüßten uns zuerst die Tiere des Hauses und Gartens. Unser Lars hat sich sofort verliebt. Beim Anblick der beiden Hunde, der Katze, der Schafe und Enten strampelte er vor Freude wild mit Armen und Beinen. Nur der krähende Hahn war ihm etwas suspekt.
Im Sandkasten buddeln, schaukeln, Tischtennis spielen, Lagerfeuer entfachen, die Tiere begutachten und in der Hollywoodschaukel sitzen – auf Monas charmanten Grundstück fanden sich viele Beschäftigungsmöglichkeiten.
So gingen wir zwei ganz entspannte Tage lang einfach mal nirgends hin. Wir ruhten uns aus, nahmen uns Zeit beim Essen, spielten und spazierten am Ostseebodden entlang.
Wir genossen es, uns mit gutem Gewissen komplett nach dem Kleinen und unserer Lust und Laune richten zu können; und die vielen Baby-Kuschelstunden, die ich sicher vermissen werde wenn Lars größer wird.
Den Rest von Daniels Elternzeit verbrachten wir übrigens Zuhause. Denn ganz ehrlich, man muss nicht immer in die Ferne schweifen. Wirklich nachhaltiges Verreisen gibt es eigentlich nicht. Erlebnisse findet man auch in der Nähe, man beachtet sie nur viel zu selten.
Glamping im Bauwagen
Zelten, nur in anderen naturnahen Unterkünften – das ist Glamping („glamorous camping“). Darunter würde ich auch Monas Bauwagen zählen. Er war liebevoll ausgebaut, aber nicht auf ein tägliches Leben ausgerichtet.
Es gab wenig Staumöglichkeiten. Wir nutzten jedoch nur das größere „Zimmer“ und verstauten unsere Sachen im zweiten kleinen Zimmer mit Schrank und Stockbett. Das Layout fanden wir unpraktisch und der Bauwagen hatte einige provisorische Ecken und Winkel. Es mangelte auch nicht an Durchschlupfmöglichkeiten für Mücken und andere Insekten. Deshalb ließen wir vor dem Schlafen noch ein Licht brennen und begaben uns auf Stechmückenjagd. Wegen der Stechmückenplage dieses Jahr und dem kühlen Regenwetter, konnten wir leider auch die Terrasse und den Garten wenig nutzen.
Der Bauwagen besaß ein Minibad mit Toilette und Waschbecken mit fließend kaltem Wasser. Duschen konnten wir im reetgedeckten Haupthaus. Für Lars Waschlappen machten wir im Bauwagen ganz altmodisch Wasser auf dem Propanherd warm. Ohne das Haupthaus mit richtigem Bad und Küche wäre es aber doch etwas stressiger geworden.
Der Bauwagen bot alles was man braucht – doch vielleicht nicht alles was wir wollen?
Wäre ein Leben im Tiny House etwas für uns?
Unsere „Tiny House“ Erfahrung konnten wir in diesem Urlaub zwar nur ansatzweise machen, aber trotzdem eine Ahnung bekommen, wie es wäre auf noch kleinerem Fuß als in unserer 59m² Wohnung zu leben.
Temporär gefällt mir ein Leben auf so kleinem Raum gut. Auch als Alleinstehende wäre es für mich sehr reizvoll. Zu dritt würde es mir auf Dauer jedoch schwerer fallen als ich gedacht hätte:
- Es ist angenehm in zwei Räumen zwei unterschiedlichen Aktivitäten nachgehen zu können ohne sich gegenseitig zu stören.
- Ich finde es sinnvoll, Möbel und Alltagsgegenstände flexibel zu verwenden. Trotzdem habe ich wenig Lust, Dinge ständig verschieben oder umbauen zu müssen, bevor ich sie nutzen kann.
- Wenn es nach mir ginge, wäre unsere Wohnung noch minimalistischer. Doch unser Wohnen zu zweit bzw. dritt erfordert Kompromisse, zu denen wir in unseren 59m² genug Platz haben.
- Manchmal ist es praktisch, auch mal etwas liegen lassen zu können ohne dass es gleich stört. Daher haben wir beispielsweise einen leichten, aber großen, Esstisch (Spiel-, Bastel-, Näh-, Mal-, etc. –Tisch). Dort kann ein Projekt schon mal ein bis zwei Tage liegen bleiben bis es beendet wird.
- Ich finde es wichtig, Platz am Boden zu haben, um eine Yogamatte auszurollen, sich langzustrecken, zu spielen, zu werkeln oder einfach ein bisschen Luft im Raum zu haben.
- In Deutschland lässt sich die Außenfläche (Garten/Balkon/Terrasse) leider nicht an allzu vielen Tagen im Jahr als erweitertes Wohnzimmer nutzen.
Ich habe ein knappes Jahr aus dem Koffer gelebt, sowie vier Jahre lang in einer WG, wo all meine Habseligkeiten in ein Zimmer passten. Die Verbundenheit zu einem Zuhause wird mir aber immer wichtiger.
Was mich an „Tiny Houses“ so fasziniert ist, dass alles gut durchdacht und liebevoll ausgeführt ist – ein Lebensraum, der 100% zu einem passt.
Wir gestalten unsere Wohnung ständig um, so wie wir es gerade brauchen. Neue Möbel benötigen wir dafür nicht.
Vor Kurzem sind die Teppichfliesen aus dem Kinderzimmer und der alte Laufstall aus meiner Babyzeit in unser Wohnzimmer eingezogen. Meine Sportmatte liegt im Bad zum Wickeln auf dem Boden. Unser Bett wurde zum Familienbett umgebaut. Und eines der Nachtkästchen steht im Flur, damit Handyaufladekabel und W-Lan Router auf babysicherer Höhe stehen.
Zugegeben, ich bin ein Ordnungs- und Ästhetikfreak! Ich möchte schnell und unkompliziert an alle Gegenstände kommen ohne zu suchen. Auch in unseren Schubladen hat alles seinen Platz. Deko, die nur hübsch aussieht aber keinen Zweck erfüllt, gibt es in unserer Wohnung nicht.
Die Alltagsgegenstände griffbereit zu haben macht mein Leben einfacher und ich kann mich auf das Wesentliche konzentrieren. Für mich gilt: „Einfach ist das neue Schwarz“.
Also ich sehne mich sehr danach – so oder so ähnlich zu leben – ich finde das toll! Solange ich auf die nötigen ‚Finanzen‘ warte, die mir dies ermöglichen – befinde ich mich erstmal auf dem Weg zum Minimalismus… viel muss noch aussortiert, verkauft, verschenkt und/oder entsorgt werden – dann wird ein kleines Grundstück oder eine geeignete Gemeinschaft gesucht, ein Mobilheim, Tiny House oder Bauwagen gekauft und ab geht es in’s neue Leben!!! 😀
Hi Simone!
Toll wie klar du dein Ziel vor Augen hast! Da wünsche ich dir ganz viel Freude auf deiner Reise dorthin! Den Weg hast du ja schon beschritten und dein „neues Leben“ bereits begonnen. Lass uns gerne wissen wie es weitergeht.
Liebe Grüße, ~Anne
Hallo Anne,
danke für den Einblick! Ich finde es immer so spannend wie andere minimalistisch (und nachhaltig) orientierte Familie die Dinge sehen – wir sind jetzt von 65 qm auf ca. 120 qm umgezogen. Das war einerseits Zufall, andererseits wollten wir nicht immer in der alten Wohnung wohnen bleiben, weil die einen eher unpraktischen Schnitt hatte. Und dann haben wir spontan ein Haus gekauft, von dem ich mittlerweile überzeugt bin, dass es sich uns ausgesucht hat. Mein Fazit ist mittlerweile – es kommt nicht immer auf die Größe an, sondern auf jeden Fall macht der Schnitt sehr viel aus. Wir bewohnen von den 120 qm noch gar nicht alle, weil wir noch weiter renovieren und dies selbst tun, aber es gibt so ein paar Dinge, die uns als Familie hier das Leben erleichtern. Das ist der überdachte Balkon auf dem wir hervorragend Wäsche aufhängen können, das ist die kleine Waschküche und das ist unser Keller, der gar nicht vollgerümpelt werden soll, aber der einfach Platz für eine kleine Vorratskammer bietet und ziemlich optimale Temperaturen als Lagerraum. So wie es hier geschnitten ist (wir haben mehrere kleine Räume), würden uns auch 100 qm locker mit irgendwann mal zwei Kindern reichen.
Nachdem ich jetzt beides kenne, merke ich wie wichtig für mich die Möglichkeit eines Rückzugraumes ist. Den hatten wir in der Wohnung nämlich nicht (z.B. weil es keine Tür in der Küche gab). Jetzt gerade kann ich mich sogar bei Besuch entspannen, der unten mit dem Kind spielt und ich sitze unterm Dach und genieße mal eine Pause. Sonst war vier Tage Besuch von meinen Eltern für mich immer vier Tage „Stress“.
Gleichzeitig kenn ich das Leben im Tiny House, da wir ein kleines Wochenendhaus aus Holz von ca. 20 qm Fläche habe. Das ist toll, und wenn man ein Vordach oder eine überdachte Terrasse hat, dann kann man auch bei Regen gut draußen sitzen und verlängert somit die Nutzbarkeit, aber auf Dauer mit Kind empfinde ich das nicht. Da würde es an Rückzugsmöglichkeiten fehlen. So genießen wir alle drei es immer und für ein Wochenende ist das auch völlig okay oder eine Woche Urlaub. Aber die Einrichtung muss wirklich sehr durchdacht sein!
Als Alleinstehende Person würde mir unser Häuschen auch wirklich reichen, es ist aber nur im Sommer möglich dort zu wohnen.
LG Nadine
Hallo Nadine,
Herzlichen Glückwunsch zum Haus! Es scheint für euch ja genau das Richtige zu sein.
Ja, ich finde auch dass der Schnitt einfach total wichtig ist – und auch was man aus den Räumen macht und wozu man sie nutzt.
Viele Menschen bedenken nicht, dass die Zeit in der die Kinder Kinder sind gar nicht sooo lang ist. Danach sind „die Kleinen“ aus dem Haus und man sitzt allein/zu zweit im riesigen Haus. In anderen Ländern werden Häuser/Wohnungen daher viel öfter und schneller gekauft, verkauft und gewechselt.
Toll, dass ihr auch eure Zeit im Tiny Wochenendehaus in vollen Zügen genießt! Vor allem so nah an/in der Natur zu sein und die Außenfläche mitzunutzen.
liebe Grüße, ~Anne
Schöner Beitrag – danke fürs teilen.
Ein Bekannter von mir baut derzeit ein Tiny House ist auf jeden Fall ziemlich interessant. Vor einigen Jahren habe ich durch das Buch Magic Cleaning meinen Besitz um einen Großteil reduziert seither lebe ich Minimalistisch. Ob ich auf Dauer jedoch in einem Tiny House leben könnte weiß ich nicht. Aber eine Erfahrung wäre es sicher wert.
Hi EcoYou,
Danke! Toll dass du deinen Besitz reduziert hast!
Vielleicht kannst du bei deinem Bekannten ein wenig vom Tiny House Leben schnuppern. Ein mutiger Schritt, ich wünsche ihm viel Erfolg und Freude mit seinem Tiny House!
LG ~Anne
Für das neue Jahr haben wir uns auch vorgenommen nachhaltiger zu leben. Einige Freunde haben, wie ihr auch, einen Eco Urlaub gemacht und waren total begeistert. Dieser Beitrag zeigt mir, wie schön es sein kann. Danke für das Teilen eurer Erfahrung 🙂 Liebe Grüße
Liebe Elisa,
viel Spaß und Erfolg dabei euer Leben nachhaltiger zu Gestalten!
Es freut mich, dass dir mein Bauwagen-Artikel gefallen hat!
Herzliche Grüße, ~Anne