GEWOHNHEITEN
Viele Gewohnheiten haben wir uns unbewusst über Jahre hinweg angeeignet, andere wenige gezielt in unser Leben integriert. Die meisten unserer Gewohnheiten stammen aus unserem Kulturkreis, direkten Umfeld und unserer Sozialschicht. Solange unsere Routine funktioniert verschwenden wir kaum einen Gedanken an sie. Wenn wir unsere Komfortzone jedoch verlassen und zum Beispiel in ein anderes Land reisen oder sogar dort leben, finden wir schnell heraus, wie viele oder wenige unserer Alltagsgewohnheiten wir mit anderen Menschen gemeinsam haben. Wieder zu Hause angekommen sehen wir unsere Wohnung und unseren Alltag für kurze Zeit mit neuen Augen. Ob gut oder schlecht, unsere Gewohnheiten sind wichtig und machen unser Leben einfacher. Sie zeigen unsere innere Integrität und spiegeln unsere Werte wider.
Die Fragen „Wer bin ich?“ und „Wo will ich hin?“ werden in unserer Gesellschaft immer lauter. Wer Gewohnheiten bewusst überdenkt kann einiges über sich selbst lernen.
Von Schlafstörungen über Stressempfinden, alles hängt mit unseren Gewohnheiten und deren Gleichgewicht zusammen. Ein kleiner erster Aufwand kann Berge versetzen und sich auch in anderen Bereichen des Lebens positiv auswirken. Wenn ich mir morgens fünf Minuten Zeit nehme, um nach dem Frühstück in Ruhe eine Tasse Tee zu trinken, starte ich viel gelassener in meinen Tag, obwohl ich dafür ein bisschen früher aufstehen muss. Wer auf seinen Körper achtet, kann mit kleinen Tricks wie diesem seinen kompletten Tagesablauf verbessern.
Natürlich ändern sich Gewohnheiten mit dem Lebensstil. Früher war ich tagsüber sehr aktiv und fand es entspannend abends und an freien Tagen einfach mal nichts zu tun. Heute kann ich am besten Stress abbauen wenn ich mich bewege und zum Beispiel wandern gehe, weil mir die Bewegung im Alltag fehlt. Da ich leider viel zu selten wandern gehe, habe ich es mir angewöhnt in meiner Mittagspause täglich 10-20 Minuten spazieren zu gehen. Ich lasse meine Gedanken schweifen, lockere meine angespannten Muskeln und tue etwas für meine Gesundheit. Nachmittags bin ich konzentrierter und innerlich ausgeglichener und betrachte Probleme und Herausforderungen wieder aus einem anderen Blickwinkel.
Gewohnheiten haben auch etwas damit zu tun, welche Sachen und Menschen wir für selbstverständlich halten. Im Alltag vergessen wir viel zu oft dankbar zu sein. Es ist wichtig sich von Zeit zu Zeit vor Augen zu führen wie gut es uns geht und wie viel wir haben. In anderen Teilen der Welt ist es normal nichts zu essen zu haben oder auf der Straße zu leben. Solche Gedanken rücken unseren Wohlstand und unsere Probleme wieder in die richtige Perspektive. Wir sind eben nicht alleine auf der Welt und alles was wir tagtäglich tun hat Auswirkungen, nicht nur auf uns, sondern auch auf andere.
Manchmal ist es schwer Gewohnheiten loszuwerden. Als Faustregel dauert es mindestens drei Wochen um mit alten Gewohnheiten zu brechen und neue zu etablieren. Drei Wochen sind zwar nicht so lang, aber schwierig genug durchzuhalten um vor allem am Anfang nicht wieder in alte Gewohnheiten zurückzufallen.
Das Ändern von Gewohnheiten ist ein wirkungsvolles Mittel um anderen und sich selbst dauerhaft zu helfen, anstatt mit kleinen Gesten nur sein Gewissen zu beruhigen. Ob du eine neue Gewohnheit erfolgreich in dein Leben integriert hast weißt du, sobald sie für dich normal geworden ist. Zuerst fasst du einen Entschluss und verankerst ihn dann als Grundwert in deinem Alltag. Vor zwei Jahren fand ich es noch eine Herausforderung vegan zu leben. Ich habe sechs Monate gebraucht bis ich mich komplett auf meinen neuen Essensstil eingestellt hatte. Jetzt kann ich mir nichts anderes mehr vorstellen. Auf diese Weise habe ich auch einen minimalistischen, zero waste Lebensstil gefunden der Körper und Seele gut tut und der mit meinen persönlichen Werten übereinstimmt. Es fällt mir nicht schwer ihn umzusetzen, denn er ist für mich normale Route geworden.
Wie stark die Macht der Gewohnheit ist, lässt sich an vielen Beispielen unseres Alltags veranschaulichen, wie Diäten, guten Vorsätzen oder Greenwashing. Es sind Dinge, die aus kurzfristigen, oft falschen oder halbherzigen Motiven entstehen und nur ein Pflaster auf die Wunde kleben, die Ursache jedoch nicht angehen. Wer hingegen seine Denkweise und seinen Lebensstil ändert, wird das Problem dauerhaft aus der Welt schaffen.
Wir leben in dieser Ohnmachtsgesllschaft weil wir uns zwar alle selbst an erste Stelle setzen aber niemand mehr auf sich selbst achtet und wir nur mit dem Finger auf andere zeigen, wenn es darum geht Probleme zu lösen. Dabei können wir so viel erreichen, wenn wir nur unsere Einstellung ändern und ihr Taten folgen lassen. Nehmt euch einfach mal ein Beispiel an euch selbst, anstatt auf andere zu warten.