WARUM VEGAN – MEINE PERSÖNLICHE GESCHICHTE
“Warum bist du eigentlich vegan?” Diese Frage habe ich inzwischen schon viele Male beantwortet und obwohl ich mich über das Interesse freue, ist es doch unangenehm sich immer wieder beim Essen rechtfertigen zu müssen. Auch Veganer wollen ab und zu eine Malzeit ohne Diskussion genießen.
Lasst mich zuerst ein paar Gegenfragen stellen bevor ich meine persönlichen Gründe darlege:
Welches Recht haben wir zu entscheiden, welche unserer Mitgeschöpfe mehr oder weniger wert sind: Kühe, Hühner, Hunde, Katzen…?
Wieso steigt die Krebs-, Diabetes-, Schlaganfall- und Herzinfarktrate direkt proportional zum Konsum von Fleisch, Fisch, Eiern und Milchprodukten?
Warum sterben jeden Tag tausende Menschen an Hunger obwohl 80% von ihnen in Ländern mit Nahrungsüberschuss leben? Wieso wird diese Nahrung währenddessen an Masttiere verfüttert?
Wo befinden sich die 12 Milliarden Tiere, die jährlich auf deutschen Tellern landen? (Quelle: http://albert-schweitzer-stiftung.de/aktuell/deutsche-essen-uber-12-milliarden-tiere-pro-jahr)
Wieso wird uns geraten weniger Auto zu fahren anstatt aufzuhören Tierprodukte zu essen wenn 51% der weltweiten Treibhausgase aus der Tierindustrie stammen? Das sind 40% mehr als alle Verkehrsmittel der Welt zusammen verursachen.
Warum essen Menschen überhaupt Tiere?
Eigentlich hatte ich nie vor vegan zu werden. Als ich mich jedoch mit Umweltproblemen auseinandersetzte, lernte ich unter anderem einiges über unsere Nahrungsmittelproduktion und Ernährungsweise: Zum Beispiel, dass ein Veganer seine Dusche 24 Stunden am Tag laufen lassen könnte und immer noch weniger Wasser verbrauchen würde als ein Omnivore, da bei der Produktion von tierischen Lebensmitteln sehr viel mehr Wasser verbraucht wird.
Als ich aufhörte Fleisch und Fisch zu essen (ja, auch Fische sind kein Gemüse), hatte ich zuerst sogar ein schlechtes Gewissen weil ich dachte es würde meiner Gesundheit schaden. So gut funktioniert die Fehlinformation in Werbung und von der Industrie gesponserten Empfehlungen. Nach und nach lernte ich allerdings, dass das Gegenteil der Fall ist. Protein ist zum Beispiel wirklich das Letzte woran es Menschen bei einer veganen Ernährungsweise mangelt, dennnoch hält sich das Gerücht hartnäckig. Viele wissen dabei nicht, dass gerade das tierische Protein schädlich für den Körper und der Hauptauslöser von Krankheiten wie Krebs ist. Ich lernte jedenfalls andere Lebensmittel kennen und entdeckte Altes neu. Inzwischen esse ich variationsreicher als je zuvor und das bio, saisonal und lokal. Ich fühle mich nicht, als müsste ich auf irgendetwas verzichten. Nach ein paar Monaten ist meine neue Ernährungsweise für mich ganz normal und selbstverständlich geworden.
Es hat etwa ein halbes Jahr gedauert bis ich mich umgestellt hatte und auch keine Lust mehr auf die gewohnten Lebensmittel verspürte. Nun habe ich eben Lust auf andere Sachen, die Geschmacksnerven lernen schnell sich anzupassen. Ich habe mich nicht darauf konzentriert was ich alles nicht mehr essen konnte, sondern vielmehr auf das, was ich esse. Auch habe ich nicht versucht die gewohnten Lebensmittel zu ersetzen. Niemand sollte erwarten, dass Mandelmilch genauso schmeckt wie Kuhmilch. Sie schmeckt jedoch mindestens genauso gut (und ist wesentlich einfacher selbst zu machen). Wir müssen auch bedenken, dass Sojawurst und Co nicht gerade gesund, sondern ebenso wie ihr tierisches Equivalent ein stark verarbeitetes Produkt ist, das nur selten gegessen werden sollte. Der Schlüssel zum Erfolg ist es möglichst 100% vollwertiges Obst, Gemüse, Getreide, Nüsse, Samen und Kräuter zu sich zu nehmen und keine Fertigprodukte zu kaufen. Denn auch ein Veganer kann sich ungesund ernähren.
Am schwierigsten fand ich persönlich mit dem Druck von außen umzugehen. Die meisten Menschen beschäftigen sich eben kaum mit dem Thema (ich kann es ihnen nicht übel nehmen, denn vor 2 Jahren war ich schließlich noch einer von ihnen). Leute wollten mir versteckt tierische Produkte unterschieben oder fanden, dass ich jetzt übertreibe und zu extrem geworden bin. Ist es extrem, keine Tiere töten zu wollen und gesund, umweltbewusst und sozial verantwortlich zu leben? Fleisch, Fisch, Eier und Milchprodukte haben die selben Auswirkungen auf unsere Arterien wie Zigaretten. Wenn jemand das Rauchen aufgibt, würdest du ihm raten, stattdessen nur ein bisschen weniger zu rauchen? Oder würdest du ihn dabei unterstützen, selbst wenn du es selbst (noch) nicht aufgeben möchtest?
Ich habe zwar mein Leben lang nur selten Fleisch gegessen, lebte also fast vegetarisch, aber auch diese Ernährungsweise ist keine gute Lösung. Denn Milchprodukte sind sogar noch schädlicher für unsere Gesundheit als Fleisch. Milch, ob nun bio oder nicht, enthält natürliche Hormone der Mutterkuh um ihr Kälbchen in kürzester Zeit von 40 kg auf 700 kg wachsen zu lassen. Diese Wachstumshormone schaden dem menschlichen Körper enorm und regen lediglich das Wachstum in die Breite, in Form von Fett, und das Wachstum mutierter Zellen, in Form von Krebs, an. Durch die Übersäuerung des Körpers nach dem Milchkonsum scheidet der Körper außerdem mehr Kalzium aus als in der Milch enthalten ist. Nicht umsonst ist die Osteoporoserate in Ländern mit dem meisten Milchkonsum am höchsten. Abgesehen davon bedeutet die moderne Mast einer Milchkuh noch längere Qualen als die eines Schlachttieres und die Kuh wird nach 3 Jahren “Produktion” sowieso in den Schlachthof gebracht, da der Profit sinkt und die körperliche und psychische Belastung die Kuh zu sehr ausgezehrt hat. Und habt ihr euch schon mal überlegt, was mit dem Kälbchen geschieht, das eine Kuh jedes Jahr bekommen muss, um überhaupt Milch zu geben? Ovo-Lakto-Vegetarische Lebensmittel schützen folglich weder das Klima, noch die Tiere oder unsere Gesundheit.
Es macht für mich einfach Sinn vegan zu leben – und schmecken tut es auch!
Mehr Infos:
Kurzfilm „A Life Connected – Deutsche Version“
„Warum Veggie?“ Broschüre über die vegane Ernährung (pdf)