100 PROZENT VEGAN UND LOKAL- LEBENSMITTELLISTE UND FASTENZEIT RESÜMEE

Wann essen wir wirklich aus Hunger? Essen ist bei uns Genuss, Freizeitbeschäftigung und nicht selten sogar nervige Pflicht. Unsere Lebensmittel sind reichhaltig, international, schnell und aufbereitet. Mit ihrer hohen Nährstoffdichte, Zucker, Fett, Gewürzexplosion und ihrer ständigen Verfügbarkeit sind diese Lebensmittel einfach viel zu viel für unseren Mechanismus und  machen uns abhängig.

Aussteigen fällt da nicht leicht. Selbst wenn der Entschluss gefasst ist, bleibt es schwierig überhaupt echte Nahrungsmittel zu finden. Bei meinem Fastenzeitexperiment, bei dem ich nur deutsche, möglichst bio und unverpackte, vegane Lebensmittel essen wollte, fühlte ich mich oft an der Nase herumgeführt: „Bio geht bei uns nicht“, „Veganer produzieren doch noch mehr Müll“, „Ich bin bloß der Verkäufer, ich weiß nicht was in dem Produkt steckt und woher die Zutaten kommen“. Jeder trägt seine Verantwortung, der Hersteller, der Verkäufer, der Konsument!

Auch Labels geben keinen Aufschluss. Auf vielen Biosiegeln steht zum Beispiel „EU/Nicht EU Landwirtschaft“ – das nenne ich aufschlussreich! Wir müssen aufhören uns der Illusion hinzugeben, wir würden regional und saisonal essen und es stattdessen wirklich tun.

100prozent lokal und vegan essen in der Fastenzeit 2016 - grueneralltag.de

Walnüsse und frischer Saft aus Rote Bete, Karotten, Apfel // Brotscheiben mit Salat und Rotkohlstücken // selbstgemachtes Rettichpüree und Bärlauchpesto // Dinkelnudeln mit Wurzelgemüse und Salatblättern // Linsensuppe mit Lauch, Karotte, Petersilienwurzel, Sellerieknolle und Kartoffeln, gewürzt mit Salz

Transparenz fordern

Nein, es ist mir nicht egal was in meinen Körper gelangt! Ich finde, ich habe das Recht zu wissen was in meinem Essen – aber auch in Medikamenten, Kosmetik, Kleidung, Verpackungen, Gebrauchsgegenständen – steckt und mich dann zu entscheiden ob ich das überhaupt möchte. Daher kaufe ich Sachen am liebsten ohne Label, ohne weite Transportwege, ohne Verpackung, ohne lange Zutatenlisten.

Es gibt fast keine Lebensmittel mehr aus Deutschland, weil es sich „nicht lohnt“ hier zu produzieren. Weil wir verlernt haben wie es geht und es uns zu aufwändig ist. Doch wie klug ist es wirklich, aus Bequemlichkeit die Kontrolle lieber komplett aus der Hand zu geben und anderen im Ausland zu überlassen, von denen wir dann abhängig sind, bei unserer Ernährung?

Meine Liste deutscher, veganer Bio-Lebensmittel während meiner Fastenzeit

  • Gemüse: Winterportulak, Feldsalat, Grünkohl, Lauch, Zwiebeln, Rettich, rote Bete, Steckrüben, Mairübchen, Petersilienwurzeln, Knollensellerie, Pastinaken, Karotten, Pilze, Rotkohl, Wirsing
  • Obst: Lageräpfel, Birnen (möglichst unbehandelt aber nicht bio), selbst gemachte Marmelade und Kompott, Apfelessig
  • Kohlenhydrate: Brot, Breze, Brötchen, Kartoffeln, Haferflocken, Dinkelgrieß, Hartweizen zum Beispiel als Bulgur oder Nudeln, Emmer-Nudeln
  • Samen & Nüsse: Leinsamen, Haselnüsse (möglichst unbehandelt aber nicht bio), Walnüsse, Sonnenblumenkerne, Rapsöl, Haselnussöl, selbst getrocknete Kürbiskerne
  • Proteine: Linsen, *natürlich haben auch Brot, Hartweizen, Haferflocken, Dinkelgrieß, Samen & Nüsse viel Protein
  • Kräuter: Bärlauch, getrocknete Pfefferminze (fränkisch aber nicht bio), selbst gezogene Kresse
  • Gewürze: Salz

Das ist doch eine gute Liste! Gerne hätte ich noch mehr hinzugezählt wie Hirse, getrocknete Kräuter, gelbe Erbsen, eingekochte Tomaten und andere haltbar gemachte Leckereien aus dem Vorjahr, Senf, Meerrettich/Kren , eingelegte Gurken, Sauerkraut und andere vergorene Gemüsearten. Leider werden diese Sachen aber nicht mehr in Deutschland produziert, außer natürlich, man stellt sie selbst her. Oder sie enthalten exotische Gewürze angefangen von Meersalz über ganz simplen Pfeffer bis hin zu Kurkuma, die nicht aus Deutschland stammen.

Tofu aus deutschen Bio-Sojabohnen gibt es zwar, doch das Gerinnungsmittel ist nicht von hier und der Tofu ist in Plastik eingeschweißt. Mit Papier verpackt waren in meiner Liste: Dinkelgrieß, Bulgur, Weizenvollkornmehl, Haferflocken, Sonnenblumenkerne. Eine Papierverpackung mit Plastiksichtfenster hatten: Salz, Leinsamen, Haselnüsse. Die Nudeln hatten eine Plastikverpackung und die Linsen hatten eine Verpackung aus Karton und Zellophan (pflanzlichem Bioplastik) das theoretisch im Altpapier entsorgt werden kann – aber ziemlich sicher in der Sortieranlage aussortiert wird. Alles andere habe ich unverpackt bekommen.

Trotzdem wurde ich davon nicht satt! Ich hatte einfach Lust auf all die gewohnten Dinge, so dass ich mein Essen nicht immer als Befriedigung empfand. War ich unzufrieden, dachte ich manchmal an all die Menschen auf der Welt die sich über dieses Essen mehr als freuen würden. Ich habe es wirklich sehr gut! So verspeiste ich meine Mahlzeit dann mit viel Genuss und Dankbarkeit.

Hier sind jedoch zwei besonders gelungene Beispiele aus meiner Fastenzeitküche:

Kreative Brotzeit Fastenzeit2016 - grünerAlltag.de

Brotzeit: Kornstange mit Rapsöl, roter Bete, Kresse und Salz, Brötchen mit Apfel-Pfirsich-Marelade, dazu Karotten

Nudeln mit veganem Hackfleisch Fastenzeit2016- grünerAlltag.de

Nudeln mit „Hackfleischsoße“ aus Alb-Leisa Linsen, Zwiebel, Karotte, Rote Bete, selbstgemachtem Bärlauchpesto und Salz

Resümee

Zeit war der Faktor, den ich am meisten unterschätzte. Ich habe einfach nicht damit gerechnet, dass es so schwer sein würde deutsche Lebensmittel zu finden, so dass ich mir vor und während des Experiments nicht genug Zeit nahm um zu recherchieren und vorauszuplanen. Da Daniel zwar kein Problem damit hatte, die deutschen Lebensmittel zu essen, aber für sich trotzdem auch international einkaufte, wurde ich manchmal schwach wenn ich Hunger hatte. So griff ich zum Beispiel doch ab und zu auf fertige Sachen die bereitstanden zurück, wie zum Beispiel auf den gekauften Brotaufstrich, anstatt selbst Gemüse zu kochen und zu pürieren. Aber hey, irgendwo hat meine Selbstdisziplin eben auch ihre Grenzen.

Neben der ein oder anderen Schummelei gab es in meiner Fastenzeit aber vor allem viele Erfolgsgeschichten. Ich merkte, dass Öl statt Butter fast immer funktioniert. Es hat mich nämlich schon lange gestört, dass die vegane bio Butter trotzdem Palmöl enthielt. Daher probieren wir es von nun an weiterhin ohne. Kreatives Kochen mit lokalen Zutaten machte mir besonders viel Spaß, da ich vom Bratapfel bis hin zu Rettich-Püree sehr viele Lebensmittel neu für mich entdeckte. Zudem habe ich einige authentische Einzelpersonen und Firmen kennengelernt, indem ich Lebensmittel aus der Region abholte oder auch online bestellte, die ich bei mir in den Läden und auf dem Markt nicht finden konnte. Einige davon findet ihr in meinem kostenlosen Einkaufsguide.

Ich wünsche euch entspannte Feiertage!
Dieses Jahr mache ich etwas an Ostern, das ich schon lange nicht gemacht habe: Daheim bleiben.

Schaffst Du es einen Tag lang komplett lokal, bio, verpackungsfrei und vegan zu essen?