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NAHRUNGSERGÄNZUNGSMITTEL

Wir Menschen tun viele Dinge, die nicht natürlich sind. Oft bezeichnen wir sie dabei als Fortschritt. Obwohl unsere Ernährung heute alles andere als natürlich ist, wird gerade auf dieses Argument zurückgegriffen, wenn es um Nahrungsergänzungsmittel geht. Dabei sagt die Natürlichkeit eines Lebensmittels nicht zwangsweise etwas darüber aus, ob es gut oder schlecht für uns ist.

Als Veganer werde ich oft mit dem Thema Supplemente konfrontiert und mit der Frage, ob eine vegane Ernährung natürlich ist. Ist es nicht seltsam, dass zum Beispiel Junkfood weniger Kritik hervorruft als eine rein pflanzliche Ernährung? Wer Pommes und Burger isst wird nicht gleich gefragt ob er vorsorglich lieber noch eine Vitamintablette zu seiner Mahlzeit einnehmen möchte. Vielleicht liegt es an den zahlreichen Fehlinformationen, die Unsicherheit über die vegane Lebensweise verbreiten, oder daran, dass wir in unserer Gesellschaft über Jahrzehnte hinweg einfach anderes als „normal“ gewöhnt waren.

B12 oder kein B12

B12 ist kein Tierprodukt

Vitamin B12 wird von Mikroorganismen (z.B. Bakterien) produziert, die in und auf der Erde leben. Wer Obst und Gemüse auf intakter Erde im eigenen Garten anbaut und es vor dem Verzehr nicht allzu gründlich abwäscht, bekäme wohl genug B12.

Die meisten von uns ernähren sich allerdings nur selten, wenn überhaupt, von Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten. Heute ist es leider schwierig an echtes, unbehandeltes Obst und Gemüse zu gelangen, das noch auf der Erde wachsen durfte. Der Transport und die penible Reinigung tun ihr übriges um B12 fast vollständig aus unserer Nahrungskette zu entfernen.

Auch Tiere nehmen Vitamin B12 durch das Mitessen von Erde auf und speichern es in ihrem Körper. In der heutigen Tiermast jedoch muss dem Futter B12 zugesetzt bzw. den Tieren B12 gespritzt werden. Denn kaum ein „Nutztier“ darf noch natürliche Nahrung vom Erdboden essen. Fleisch und andere Tier“produkte“ aus der Tiermast sind daher keine natürliche Quelle für B12.

Notwendigkeit von B12 Tabletten

Die Notwendigkeit von B12 Tabletten wird noch immer stark diskutiert. Denn die Menge an B12, die ein Mensch in seinem ganzen Leben benötigt, ist gerade mal so viel wie eine viertel Aspirintablette – also verschwindend gering.

Der menschliche Organismus tut sich jedoch schwer B12 aufzunehmen. Daher ist es nötig eine größere Menge B12 zu sich zu nehmen, bis unser Körper genug davon absorbiert. Nicht zuletzt ist auch die Aufnahmefähigkeit eines Menschen für B12 entscheidend, zum Beispiel durch eine intakte Darmflora. Das erklärt auch, warum mindestens genauso viele Menschen die sich omnivor ernähren an einem B12 Mangel leiden, wie Menschen die sich rein pflanzlich ernähren. Speichern können wir, ebenso wie andere Tiere, das B12 jedoch sehr gut in unserem Körper. Daher ist es normalerweise nicht nötig täglich B12 aufzunehmen und auch nicht, sich zu Beginn einer veganen Ernährungsumstellung Sorgen um B12 zu machen.

Andere Supplemente

Bis zu meiner veganen Schwangerschaft kam es mir nicht in den Sinn über die Notwendigkeit weiterer Nahrungsergänzungsmittel überhaupt nachzudenken.

Supplemente können eine ausgewogene Ernährung nicht ersetzen, weshalb ich besonders Breitbandpräperate aus vielen unterschiedlichen Stoffen als nicht sinnvoll erachte. Da die meisten Vitamine, Mineralien und Spurenelemente wasserlöslich, manche auch fettlöslich sind, ist eine Überdosierung fast immer ausgeschlossen. Es ist einfach nur unnötig, teuer und eine Belastung für die Umwelt solche Präparate vorsorglich einzunehmen.

Vorsicht ist allerdings bei Stoffen wie Eisen oder Kalium geboten, die in erhöhter Konzentration schädlich sein können. Einige Ergänzungsmittel behindern sich außerdem gegenseitig bei der Aufnahme, wenn sie zeitgleich eingenommen werden, wie beispielsweise Eisen und Kalzium. Daher haben Vegetarier auch eher mit Eisenmangel zu kämpfen, da sie oft vermehrt Milchprodukte mit hohem Kalziumgehalt verzehren, als Veganer und Omnivoren. Vitamin C fördert hingegen die Eisenaufnahme.

Ich würde Nahrungsergänzungsmittel nur gezielt und erst nach einem Test beim Arzt einnehmen. Da sich viele Ärzte jedoch nicht mit Ernährung auskennen ist es wichtig sich gut beraten zu lassen und sich selbst aus mehreren Quellen zu informieren, um letztendlich eine eigene Entscheidung treffen zu können. Daher finde ich es durchaus einfacher und sinnvoller sich mit seiner Ernährung auseinanderzusetzen als mit Nahrungsergänzungsmitteln. Auch frische, selbstgemachte Smoothies sind gute und natürliche „Ergänzungsmittel“ zur täglichen Ernährung, wie zum Beispiel dieser simple Smoothie mit viel Eisen.

smoothie mit viel eisen aus apfel, paprika, sonnenblumenkernen, haferflocken, wasser, optional sauerampfer

Ohne Umwege

Am Beispiel Fisch – ja, auch Fische sind kein Gemüse – lässt sich gut nachvollziehen warum Nahrungsergänzungsmittel, die bessere Wahl sein können, selbst wenn sie teilweise künstlich erzeugt werden. Denn das Meer leer zu fischen und durch Industrie und Alltagsprodukte zu verschmutzen, ist sicherlich auch alles andere als natürlich.

Meerestiere bekommen ihr Jod aus Wasser und Algen. Statt die Tiere zu töten und zu konsumieren können wir Jod also auch auf direktem Weg, zum Beispiel in Form von Algensalat, zu uns nehmen. Unsere Gesundheit dankt es uns. Denn Schwermetalle, Mikroplastik und Chemiecocktail, wie sie Fische und Meeresfrüchte im Innern speichern, müssen wir unbedingt aus unserer Nahrung – und unseren Ozeanen – verbannen. Doch auch Algen können belastet sein.

Um unseren Jodbedarf zu decken können wir stattdessen auf angereicherte Lebensmittel wie Jodsalz zurückgreifen oder ein Supplement in Tablettenform einnehmen. Abgesehen davon galt es noch bis vor wenigen Jahrzehnten in jodarmen Gegenden wie Süddeutschland als ganz selbstverständlich im Alter einen Kropf zu entwickeln. Heute haben wir viel mehr Möglichkeiten.

Welche Supplemente nehme ich?

B12

Nachdem ich zwei Jahre vegan lebte, damals noch in Amerika, entschied ich mich dazu sporadisch B12 Tabletten (mit Cyanocobalamin) einzunehmen. Ich wollte weder regelmäßig Walderde, noch ungewaschenes Obst oder Gemüse vom Bauernmarkt essen und wir selbst hatten keinen Garten.

Jod und Folsäure

Als wir wieder nach Deutschland zogen und der Kinderwunsch konkreter wurde, riet mir mein Frauenarzt unter anderem zu einer Schilddrüsenuntersuchung. Ich lebe inzwischen seit vier Jahren vegan und esse fast nie Algen. Zum Kochen verwenden wir Steinsalz. Außerdem essen wir so gut wie keine Fertigprodukte, die – zum Leidwesen mancher, denn zuviel Jod kann auch schädlich sein – meist mit Jod(Salz) angereichert werden. Meine Schilddrüse und mein Jodwert waren ganz normal. Der Wert lag in der unteren Hälfte des Durchschnitts.

Da auch Folsäure während der Schwangerschaft, besonders zu Beginn, sehr wichtig ist, entschied ich mich schon vor der Schwangerschaft für das Kombi-Ergänzungsmittel Folio® aus Folsäure, Vitamin B12 und Jod. Statt täglich nehme ich es nur jeden zweiten Tag ein, denn ich wiege wenig, bin klein und esse sehr ausgewogen. Folsäure ist wasserlöslich weshalb es nichts ausmacht, wenn ich an manchen Tagen den Großteil des Bedarfs sowieso durch die Nahrung zu mir nehme. Ich finde es interessant, dass viele Supplemente den kompletten Tagesbedarf decken. Anscheinend wird vergessen, dass wir Menschen nebenbei noch essen. Auch Daniel nimmt übrigens Folio® ein, um sich mit Jod und B12 zu versorgen, allerdings nur zweimal pro Woche.

Eisen

Als ich in die Schwangerschaft startete war mein Eisenwert sehr gut, fiel jedoch in den ersten vier Monaten ab. Ich war ein bisschen enttäuscht, doch es scheint absolut normal zu sein. Mein Arzt ließ mir die Wahl ob er mir etwas verschreiben sollte oder nicht. Er hatte die Befürchtung, dass mein Eisenwert bei der nächsten Untersuchung in den einstelligen Bereich rutschen könnte, obwohl es sich auch dabei noch längst nicht um einen Eisenmangel handeln würde. Die Gesundheit des Babys sei nicht gefährdet, denn es nimmt sich die Nährstoffe die es braucht. Nur ich selbst würde mich dann müde und schlapp fühlen.

Auf meinen Wunsch hin suchte die Arzthelferin mit mir nach milden und veganen verschreibungspflichtigen Eisenpräparaten, konnte aber keines finden. Wenn nicht unbedingt nötig wollte ich keinen Kompromiss meines Lebensstils eingehen und auch nicht riskieren, dass ein Eisenpräparat mein gelegentliches Sodbrennen, das ich seit der Schwangerschaft hatte, noch verstärkt. Ich bekam ein paar Proben zum Testen und drei Alternativen aufgeschrieben, die ich jedoch selbst kaufen und bezahlen musste. Ich entschied mich für Floradix® „Kräuterblut“ das bis auf den Zusatz von Honig vegan und in Glasflasche und Karton verpackt ist. Anstatt dreimal am Tag nahm ich nur einmal am Tag 15 ml ein, was nicht nur eine ökonomische, sondern auch ausreichende Lösung für mich darstellte, die ich gut mit meinem Gewissen vereinbaren konnte. Von meiner Hebamme wurde mir gesagt, dass der Körper es schon absichtlich so einrichtet, dass der Eisenwert in der Schwangerschaft absinkt und daher wollte und brauchte ich den Wert nicht künstlich weit nach oben bringen.

Bei den nächsten beiden monatlichen Untersuchungen blieb mein Eisenwert stabil. Es hat sich also gelohnt auf mein eigenes Urteilsvermögen zu vertrauen und ich war froh, dass sowohl mein Arzt als auch meine Hebamme mich dabei so positiv unterstützt haben. Vielleicht hätte ich sogar noch konsequenter in meiner Ernährung sein können um gänzlich auf ein Präparat zu verzichten, was mir allerdings in der Schwangerschaft schon recht schwer fällt. Eine liebe Freundin hat mir letztens diesen Link zur großen veganen Nährwerttabelle gesendet, den ich recht nützlich finde.

Fazit

Endlich hatte ich einen Anlass mich mal ausführlicher mit dem Thema Nahrungsergänzungsmittel auseinanderzusetzen, weil mich in der Schwangerschaft die vielen unterschiedlichen Empfehlungen, Warnungen und Meinungen irritiert haben. Obwohl ich sicher kein Fan von Arztbesuchen bin, finde ich es spannend so regelmäßig durchgecheckt zu werden, dass ich direkt sehen kann welche Maßnahmen wirkungsvoll sind.

Nach diesem besonderen Abschnitt in meinem Leben, bzw. wenn die Stillzeit vorbei ist, werde ich allerdings wieder zur gelegentlichen, langweiligen Vitamin B12 Tablette zurückkehren und dabei alle enttäuschen, die eine vegane Ernährungsweise als Mangelernährung enttarnen wollen. Zudem freue ich mich darauf, dem wachsenden Profitmarkt der Vitaminpräparat-Industrie weiterhin zu entgehen, die primär ganz sicher nur unsere Gesundheit im Sinn hat. Ganz nach dem amerikanischen Sprichwort: „Pay the farmer now or pay the doctor later”.

Was meinst du – Nahrungsergänzungsmittel Ja oder Nein?